iX Special 2020
S. 3
Editorial

Probieren Sie doch mal was Neues!

Laut einer aktuellen Studie von HackerRank suchen Unternehmen vor allem nach Fullstack-Entwicklern. An der Frage, was genau hinter dieser Bezeichnung steckt, scheiden sich die Geister. Sicher lässt sich aber sagen, dass Fullstack-Entwickler zumindest ein grundlegendes Verständnis aller Schichten eines Technikstacks benötigen – und damit mit unterschiedlichen Programmiertechniken und -sprachen um­gehen können müssen.

In der Praxis trifft man dann freilich häufig auf Berge von Softwarealtlasten. Ein Freund und Ex-Entwickler hat einmal gesagt: „Kaum eine Softwareentwickler*in findet sich in IT-Projekten auf der sprichwörtlichen grünen Wiese wieder. Allzu oft türmen sich Legacy-Berge auf, die verwaltet oder abgetragen werden wollen.“

Doch die technische Erblast ist nur das eine. Das andere ist der Ruf nach Innovation. HackerRank berichtet, dass fast zwei Drittel der Befragten im letzten Jahr ein völlig neues Framework lernen mussten. Entwickler*innen müssen also den Spagat zwischen alt und neu schaffen. Oft kommen sie dabei auch nicht daran vorbei, eine neue Programmiersprache zu lernen. Persönliche Weiterbildung und permanentes Dazulernen ist unumgänglich in einem Arbeitsbereich, der sich so schnell ändert wie die Softwareentwicklung.

In den letzten Jahren ist die Auswahl an Programmiersprachen beachtlich gewachsen. Viele moderne Sprachen bringen neue Möglichkeiten, erleichtern beispielsweise das Programmieren nebenläufiger Anwendungen, bauen dabei jedoch auf altbekannten Konzepten auf. Entsprechend hält sich der Lernaufwand in Grenzen. Es lohnt sich also, gezielt nach Weiterentwicklungen oder Ablegern klassischer Sprachen zu schauen. Besonders nahe liegen dabei Verwandte der Sprachen, die in den eigenen Projekten bereits Verwendung finden. Aber auch völlig neue Welten haben ihren Reiz, wie alle Entwickler*innen bestätigen werden, die den Einstieg in die funktionale Programmierung gewagt haben. 

Wer sich auf die Suche nach einer neuen Sprache macht, ist jedoch gut beraten, eine Reihe von Fragen im Gepäck zu haben. Zuerst einmal geht es darum, zu überprüfen, ob sich alt und neu vertragen. An welchen Stellen könnte es haken? Natürlich sind die Features der potenziellen Kandidatin wichtig, aber ebenso sehr stellt sich die Frage nach einer brauch­baren Dokumentation, nach Bibliotheken und Schnittstellen. Nicht zuletzt ist auch ein Blick in die Community aufschluss- und hilfreich. Wer treibt die Sprache voran, wie viele Leute arbeiten mit und wie rege ist die Beteiligung?

Den Blick über den Tellerrand zu wagen ist nicht nur faszinierend, sondern hilft auch, Probleme neu zu denken. Nicht jede neue Sprache muss gleich im nächsten Projekt zum Einsatz kommen. Schon die Beschäftigung mit neuen Ansätzen reicht aus, den eigenen Horizont zu erweitern.

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