iX 12/2023
S. 49
Markt + Trends
Retrospektive

Vor 10 Jahren: Wie geht abhörsichere Cloud?

Nach den Snowden-Leaks vor zehn Jahren fragten sich Unternehmen, wie sich zeitgemäße IT ohne Einfluss von US-amerikanischen Firmen und Hintertüren betreiben ließe. iX stellte dafür deutsche Cloud-Anbieter vor und besprach die ersten Schritte des Projekts, das heute Gaia-X ist.

Die Diagnose, die Chefredakteur Jürgen Seeger in der iX 12/2013 stellte, war nüchtern: Er konstatierte eine „Allgegenwart der US-Spionage durch die Dominanz von US-Technik und -Know-how“ und sah ein echtes Problem. „Wer also beispielsweise einem mittelständischen Hightech-Betrieb eine einigermaßen Wirtschaftsspionage-resistente IT-Infrastruktur empfehlen will, steht vor einem Problem. Welche Hard- und Software kann er einsetzen, die frei von Hintertüren ist?“ Entsprechend erschien in der iX zum Jahresende eine Marktübersicht all der Cloud-Angebote, die nach Angaben der 21 Anbieter in deutschen Rechenzentren gehostet wurden. Im Lichte des NSA-Skandals durch die Enthüllungen von Edward Snowden enthielt die begleitende Tabelle der Cloud-Angebote den Punkt „Zugriff von Behörden“ mit einem bunten Strauß von Antworten. Die Palette reichte von „Kunden werden vorab informiert“ über „Abschaltung der Cloud-Services“ bis hin zur „Kunden werden nach Zugriff schriftlich informiert.“

Geht man die Liste durch, so sind zwei Anbieter vom Markt verschwunden, drei inzwischen von anderen deutschen Firmen übernommen worden. Andere haben ihr Angebot mit ausländischen Partnern verstärkt, die ihren Sitz in den USA, in Kanada oder gar in Abu Dhabi haben. In der Marktübersicht wird eine EU-Initiative namens Cloud for Europe erwähnt, die eine Konferenz ausrichten wollte, auf der eine europaweite Cloud-Strategie entwickelt werden sollte. Aus ihr entstand 2019 Gaia-X, die in der Entwicklung befindliche europäische Über-Cloud für alle möglichen Dienste, vom Cloud-Backup bis zum Einsatz von IoT-Verkehrsdiensten über die Cloud zur Verringerung des CO₂-Fußabdrucks. Verbindendes Element all dieser Angebote ist die europäische Souveränität, die gewahrt bleiben soll, obwohl US-Firmen wie Amazon, Google, Microsoft und selbst Palantir Technologies mit an Bord sind. Letztere arbeitet seit ihrer Gründung mit US-Geheimdiensten zusammen.

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