iX 1/2024
S. 45
Markt + Trends
Retrospektive

Vor 10 Jahren: Geheime Post auf jedem Gerät

Nach der NSA-Affäre stieg das Interesse an verschlüsselter Mailkommunikation. Ein aufsteigender Stern war die Smartcard, die sich nach zehn Jahren zwar nicht als Standard, aber in der Telematikinfrastruktur etabliert hat.

Neues Jahr, neues Glück, alte Probleme. In der iX 1/2014 wurden die Folgen der durch Edward Snowden ausgelösten NSA-Affäre bilanziert, die im Sommer 2013 die Gemüter erhitzt hatte. Daten belegten für 2013 den Anstieg der täglichen Registrierung von PGP-Schlüsseln um das Dreifache, außerdem machten sich etliche Firmen Gedanken darüber, wie zumindest die Mailkommunikation vertraulich und verschlüsselt abgewickelt werden könnte. Der Artikel „Geheime Post“ behandelte die Vorteile der beiden Verschlüsselungsansätze PGP und S/MIME in der Januarausgabe. Alles ein wenig knifflig, befanden die Autoren, doch gaben sie sich optimistisch und beschrieben eine „Ideallösung“, die in Zukunft alle Probleme beseitigt: „Das Handy wird – mit einem microSD-Smartcard-Chip oder einer erweiterten SIM-Karte – mit der Smartcard zu einer Einheit verschmolzen. Diese Einheit kann selbst verschlüsseln. Der PC oder das Tablet können sie aber auch drahtlos ansprechen und dabei den Smartcard-Chip nutzen.“

Nach 10 Jahren ist die Frage, was aus dieser zauberhaften Einheit geworden ist. Sicher gibt es einige Unternehmen, die ihre Kommunikation mit einer Smartcard absichern. Doch zum Standard für eine allgemein verschlüsselte Kommunikation hat es die Smartcard-Variante nicht gebracht. Die größte Installation ist heutzutage wohl KIM, die Kommunikation in der Medizin. Bei diesem Verfahren handelt es sich um ein POP3-Mailsystem, bei dem die Ärzte mit ihrem Heilberufsausweis (HBA) Befunde signieren und verschlüsselt verschicken können. 2024 soll diese verschlüsselte Übertragung von Arztbriefen gesetzlicher Standard in der Telematikinfrastruktur (TI) des Gesundheitswesens werden, so Bundesgesundheitsminister Lauterbach. Das Faxen von Arztbriefen soll dann der Vergangenheit angehören.

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