MIT Technology Review 2/2023
S. 50
Report
Verkehr
Der Lidar-Hersteller Luminar lässt gerne Kinderdummys von Konkurrenz-Produkten überfahren: In Las Vegas im Januar 2022 überrollt links ein Tesla ohne Lidar den Dummy, der plötzlich hinter der Autoattrappe in der Mitte hervorkommt.
Der Lidar-Hersteller Luminar lässt gerne Kinderdummys von Konkurrenz-Produkten überfahren: In Las Vegas im Januar 2022 überrollt links ein Tesla ohne Lidar den Dummy, der plötzlich hinter der Autoattrappe in der Mitte hervorkommt.
Foto: Charles Sykes / AP Images for Luminar Technologies

Der blinde Fleck

Beim autonomen Fahren liegt Mercedes vorn, Tesla hängt hinterher. Das liegt an unterschiedlichen technischen Ansätzen. Doch der Weg zum „echten“ Robotaxi ist ohnehin noch weit – und nicht unumstritten.

Gregor Honsel

Juli 2021, auf einer Teststrecke bei Ingolstadt: Mit hohem Tempo fährt ein Tesla auf einen stehenden Dummy zu. Als der Dummy noch mehrere Fahrzeuglängen entfernt ist, fängt der Wagen an zu piepen. Zu diesem Zeitpunkt könnte eine Vollbremsung den Zusammenstoß wahrscheinlich noch verhindern. Doch das blaue Model X fährt weiter – trotz eingeschaltetem „Autopilot“. Der Dummy landet mit einem dumpfen Aufprall auf der Windschutzscheibe.

November 2022, in einem mehrspurigen Tunnel bei San Francisco: Diesmal bremst das Assistenzsystem eines Teslas – allerdings auf freier Strecke. Bilder einer Überwachungskamera zeigen, wie der Wagen blinkt, auf die linke Spur zieht und abrupt das Tempo reduziert. Sieben nachfolgende Autos fahren auf, neun Menschen werden verletzt, darunter ein zweijähriges Kind. Der Fahrer des Teslas behauptet später, er sei mit dem „Full Self Driving System“ (FSD) unterwegs gewesen, einer Weiterentwicklung des „Autopiloten“. Das könnte zwar eine Ausrede sein. Andererseits sei bereits der Autopilot für „Phantom-Bremsungen“ ohne erkennbare Ursachen bekannt, wie das Teslamag schreibt. Deshalb habe die Behauptung des Fahrers zumindest „eine gewisse Plausibilität“.