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Verkehrsplanung beruht zum großen Teil auf technischen Regeln. Die werden in Deutschland von der Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen gemacht. Deren technische Definitionen haben mehr Einfluss auf Verkehrswende und Klimaschutz, als vielen bewusst ist.
Deutschland ist gespalten. Das zeigt sich nirgends so drastisch wie in der Verkehrspolitik. Tempolimit auf Autobahnen? Auf keinen Fall, denn freie Bürger brauchen freie Fahrt. Mehr Radwege? Gerne, aber nicht zulasten von PKW-Fahrspuren und Parkbuchten. Egal was Verkehrsexperten für mehr Klimaschutz vorschlagen: Das Jammern ist groß, häufig müssen Gerichte entscheiden. „Eine Fahrspur wird grün, die Leute sehen rot“, titelte erst kürzlich der Spiegel – demnächst bestimmt auch in Ihrer Stadt.
Wenn den Skeptikern der Verkehrswende die Argumente ausgehen, ziehen sie ihr stärkstes Ass aus dem Ärmel: die Regelwerke der Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen. Die FGSV ist ein eingetragener Verein, der definiert, nach welchen technischen Vorgaben der Verkehr in Deutschland zu funktionieren hat. Wenn eine Autobahn gebaut, Parkbuchten geplant oder die Schaltzeiten von Ampelanlagen festgelegt werden, dann geschieht dies nach Vorgaben, die in Dutzenden Arbeitskreisen des Vereins erarbeitet wurden. Trotz dieses Einflusses kennen selbst manche Mitglieder des Verkehrsausschusses des Deutschen Bundestags diese Organisation nicht, wie Oliver Schwedes festgestellt hat.