MIT Technology Review 2/2024
S. 20
Titel
Klima
Ertrinken wir bald in Plastikmüll? Längst ist er überall auf der Welt zu finden. Flüsse transportieren ihn ins Meer.
Ertrinken wir bald in Plastikmüll? Längst ist er überall auf der Welt zu finden. Flüsse transportieren ihn ins Meer.
Foto: Shutterstock / Parilov

Peak Plastik

Kunststoffe befeuern die Klimakrise und zählen zu den größten Umweltsünden der Menschheit. Die Materialien selbst sind dabei nicht das größte Problem.

Andrea Hoferichter und Douglas Main (Übersetzung: Andrea Hoferichter)

Über einem Fluss schweben Fischadler, die Wasseroberfläche funkelt im Sonnenlicht. Das Feuchtgebiet im US-Bundesstaat Connecticut sieht wild und unberührt aus. Doch die Idylle trügt. Es ist ein Sommertag im letzten Jahr, ich bin mit einer Gruppe Plastiksammler in Kajaks unterwegs und schnell werden wir fündig. Wir entdecken leere Chipstüten im Schilf, mit Schlamm bedeckte Styroporschalen und Plastikflaschen. Auch Trinkhalme, Feuerzeuge und Kämme sammeln wir ein, zudem Angelschnüre, unidentifizierbare Kunststoffteile und sandkornkleines Mikroplastik.

Dass Kunststoffe selbst in entlegensten Gegenden zu finden sind, ist kein Wunder. Weltweit werden der Wirtschaftsorganisation OECD zufolge jährlich über 460 Millionen Tonnen Plastik pro Jahr produziert – mehr als das Gewicht aller Menschen der Welt zusammen. Nur neun Prozent dieser Menge werden recycelt, etwa ein Drittel ist Einwegplastik. Laut einem Bericht der Umweltorganisation der Vereinten Nationen UNEP verursacht der Plastikmüll in der Umwelt „erhebliche wirtschaftliche Kosten“ von mindestens 40 Milliarden Dollar im Jahr. Er mindere die Produktivität natürlicher Ökosysteme und verstopfe städtische Infrastrukturen.