Ausgewachsen

Suzuki V-Strom 650 XT

Die im Verkauf sehr erfolgreiche, aber bislang eher biedere Suzuki V-Strom 650 XT ist zum Jahrgang 2017 ein durchaus ansehnliches Motorrad geworden. Die Mittelklasse-Reiseenduro erfreut nicht nur mit einem frischeren Design, sondern auch zwei PS mehr, viel Komfort und einem fairen Preis

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Zweirad 15 Bilder
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  • iga
Inhaltsverzeichnis

Ja, die Suzuki V-Strom 650 musste sich im Laufe ihrer mittlerweile schon 13jährigen Karriere oft den Vorwurf der Langeweile gefallen lassen. Rein äußerlich konnte man das zu Beginn auch nicht leugnen. Doch für das Modelljahr 2017 ist aus dem hässlichen Entlein vielleicht noch kein schöner Schwan, aber doch eine sehr ansehnliche Edel-Ente geworden.

Der Vergleich mit dem Wasservogel kommt nicht von ungefähr, denn mit Stolz trägt die V-Strom immer noch den kurzen Spoiler über dem Vorderrad, im Fachjargon „Entenschnabel“ genannt. Auch wenn er heute von den meisten spontan mit den GS-Modellen von BMW in Verbindung gebracht wird, gebührt tatsächlich Suzuki die Ehre, ihn erfunden zu haben. Die Suzuki DR Big – bis heute der hubraumgrößte Serien-Einzylinder, der je gebaut wurde – trug den Entenschnabel bereits 1987, sieben Jahre vor der BMW R 1100 GS.

Trotz der eher biederen Optik muss Suzuki mit der V-Strom 650 irgendetwas richtig gemacht haben, die Mittelklasse-Reiseenduro hat sich bislang 170.000 Mal verkauft. Ihr eigentliches Geheimnis liegt in ihrer völligen Unkompliziertheit. Sie ist nicht die strahlende Diva, sondern der nette Kumpeltyp, der einfach alles mitmacht, egal, ob man nur mal ein Stündchen zusammen abhängen oder auf einen langen Urlaubstrip gehen will. Die zahlreichen V-Strom-650-Besitzer würden bei einer Umfrage sicher unisono bestätigen, dass man sich als Fahrer auf Anhieb wohl fühlt, die Suzuki willig um jede Ecke wieselt, sich nie zickig verhält und sowohl Pilot als auch Passagier mit sänftenartigen Komfort verwöhnt. Und ganz sicher würden sie auch loben, dass die V-Strom 650 günstig ist. Nicht nur in der Anschaffung mit aktuell 8990 Euro, sondern auch im Unterhalt.

Schlankeres Design

Der neue Jahrgang übernimmt diese positiven Eigenschaften der Vorgängerin und besticht zudem mit einem wesentlich ansprechenderen Design. Der Doppelscheinwerfer samt den Entenschnabel vermittelte bisher immer den Eindruck, als würde Donald Duck einen anglotzen, aber das Bild ist passé. Stattdessen setzt Suzuki auf die übereinander angeordneten Scheinwerfer, wie sie bereits von der großen V-Strom 1000 bekannt sind, allerdings übernahm die 650er nicht deren LEDs, sondern setzt weiterhin auf Glühlampen.

Die 2017er V-Strom wirkt durch das überarbeitete Design schlanker und erwachsener. Im Tank-Sitzbank-Bereich ist sie auch tatsächlich schmaler ausgefallen und gewährleistet eine engeren Knieschluss sowie einen besseren Bodenkontakt der Füße, was Kurzbeinige mit Freuden vernehmen werden. Die Heckpartie kam ebenfalls in den Genuss einer Überarbeitung und wirkt nun nicht mehr so pummelig, das Rücklicht leuchtet im hellen LED-Licht. Interessanterweise hat Suzuki nirgendwo auf dem Motorrad einen Hinweis auf die Hubraumgröße hinterlassen, so dass sich die 650er optisch kaum noch von der großen Schwester unterscheiden lässt. Wer es unbedingt wissen will, wie man sie dennoch auf Anhieb unterscheiden kann: Die 1000er besitzt eine teure Upside-down-Gabel, die 650er eine konventionelle Telegabel.

Zwei PS und zwei Newtonmeter mehr

Für den Jahrgang 2017 spendierten die Entwickler der V-Strom 650 zwei PS und zwei Nm mehr Leistung, trotz des Sprungs von Euro3- auf Euro4-Norm. Die Mehrleistung verdankt der 645-cm3-Motor neben den neuen Kolben vor allem den Nockenwellen, wie sie auch im Naked Bike SV 650 zum Einsatz kommen. Zudem erhielt die V-Strom Zehn-Loch-Einspritzdüsen, die eine sauberere Verbrennung bewirken sollen. Der Rahmen und das Fahrwerk wurden von der Vorgängerin unverändert übernommen. Der Schalldämpfer wanderte jedoch weiter nach unten und ist leider noch voluminöser geraten, was der Euro4-Norm geschuldet ist.