Test: Toyota RAV4 Hybrid

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An dieser Stelle muss wiederholt eine Gesetzesverschleppung des Bundeswirtschaftsministeriums kritisiert werden: Die Novelle der Pkw-Kennzeichnungsverordnung ist nicht wie angekündigt im zweiten Quartal 2019 erlassen worden. Die Hängepartie geht weiter. Konkret bedeutet das, dass die CO2-Emissionen im Prospekt nach dem längst gestrichenen NEFZ angegeben werden, dessen Werte wiederum aus dem aktuellen WLTP zurückgerechnet werden. Im Fahrzeugschein und für die Kfz-Steuer dagegen sind die ausstattungsindividuellen WLTP-Angaben verpflichtend.

Für den Toyota RAV4 Hybrid sind das 105 g CO2 / km nach NEFZ sowie 128 g CO2 / km nach WLTP. Der Realwert war in diesem Fall also 20 Prozent höher als der nach WLTP. Beide Werksangaben beziehen sich auf die 18-Zoll-Bereifung, die in der Club-Ausstattung zum Serienumfang gehört.

Rockerjacke

Diese 18-Zöller sind erwähnenswert, weil sie in der Dimension 225/60 für heutige Maßstäbe ausgesprochene Anti-Niederquerschnittsreifen sind. Davon profitieren die Menschen im Auto: Der Abrollkomfort ist klassisch sanft und passt damit erstklassig zum Charakter des RAV4. Raue Schale, geschmeidig gereicht. Er ist eben wirklich praktisch, dieser RAV4. Ein als Geländewagen verkleideter Familienkombi, der die Waschmaschine schluckt und den mittelgroßen Wohnwagen zieht.

Einige Schwächen leistet sich der Toyota neben dem bei Geschwindigkeiten über 130 km/h zu hohen Verbrauch im Detail: Das Radionavigationssystem konnte ebenso wie im zuvor gefahrenen Corolla nicht durch zeitgemäße Rechenleistung und Bedienbarkeit überzeugen. Und der Smart View Mirror ist auch noch nicht gut genug. Der Fahrer kann wählen, ob er den klassischen Rückspiegel oder das Kamerabild wählt – das Weitwinkelobjektiv ermöglicht zwar einen anderen Sichtausschnitt als der konventionelle Spiegel, aber das Bild wirkt unnatürlich verkleinert. Auch die Farben und Kontraste geben die Realität nicht besonders gut wieder.

Diese Abstriche können das positive Gesamtbild nicht stören. Der Toyota RAV4 Hybrid ist ein sehr alltagstaugliches Auto mit großem Platzangebot und niedrigem Verbrauch. Er verkörpert die klassischen Markentugenden der Solidität und Verlässlichkeit. Und er liegt bei den Emissionen durchgehend unter den vergleichbaren Konkurrenten. Der Einstiegspreis liegt bei 32.990 Euro – nicht zu viel für einen sparsamen und komfortablen Hybridwagen, der nach außen die Rockerjacke trägt, in Wahrheit aber ein Familientourer ist.

Der Hersteller hat den Testwagen kostenfrei zur Verfügung gestellt und überführt. Der Autor hat den Kraftstoff bezahlt. (chlo)