KI in sozialen Medien: Wie Gesichtsfilter unsere Wahrnehmung manipulieren

KI-basierte Beauty-Filter verändern die Selbst- und Fremdwahrnehmung. Besonders Heranwachsende sind gefährdet. Erste Anzeichen sind bereits zu beobachten.

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(Bild: Hanahal / stock.adobe.com, KI Midjourney | Bearbeitung: c’t)

Lesezeit: 9 Min.
Von
  • Samira El Ouassil
Inhaltsverzeichnis

Als 2007 Apples iPhone auf den Markt kam, fehlte ihm ein heute allgegenwärtiges Feature: die Frontkamera. Da abzusehen war, dass die Handynetze immer leistungsfähiger werden würden, antizipierte der Hersteller eine Zunahme von Videotelefonie. Daher fügte er 2010 mit der vierten Generation seines Telefons erstmals einen solchen fotografischen Spiegel bei. Diese Selfiekamera schuf fortan einen neuen Akteur in der digitalen Selbsterzählung: das demonstrativ mit Anderen geteilte Gesicht.

Der Philosoph und Kunsthistoriker Wolfgang Ullrich schrieb über das Selfie: "Sich zum Bild zu machen heißt nicht nur, am eigenen Gesichtsausdruck zu arbeiten oder ihn an einem Vorbild zu orientieren, sondern auch, die eigene Sichtbarkeit zu vergegenwärtigen und zu steigern. Ausdrücklich sichtbar zu sein ist wiederum gleichbedeutend damit, sich auf ein Gegenüber hin auszurichten: auf diejenigen, die das Selfie sehen werden."

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Vom nachbearbeiteten Selfie zum filteroptimierten Live-Video hat unser Antlitz in sozialen Netzwerken eine konsequente wie auch bedenkliche Entwicklung erfahren. Die cartoonhaften Snapchat-Katzenohren sind artifiziell wirkenden, unsere Gesichter porenfrei und strahlend machenden Weichzeichnern gewichen. Wir blicken bewundernd oder abgestoßen in unwirklich anmutende Gesichter. Weil Filter bislang meist schriftlich gekennzeichnet und die Veränderungen als digitales Make-up wahrzunehmen waren, erkannten wir sie als modernes Maskenspiel. Mit der Optimierung durch künstliche Intelligenz beginnt nun jedoch eine neue faszinierende wie gelegentlich verstörende Perfektionierung unserer Spiegelerzählungen, die es tatsächlich unmöglich macht, Realität von Effekt zu unterscheiden.

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