CENTR und VeriSign klagen ihr ICANN-Leid gemeinsam
Die europäischen Top-Level-Domain-Registries haben sich gemeinsam mit dem Domain-Dienstleister VeriSign für eine Beschneidung der Befugnisse der Internet-Regulierer und DNS-Verwalter ausgesprochen.
Die Verwalter der europäischen Länder-Domains (country code Top Level Domain, ccTLD) und der globale Domain-Dienstleister VeriSign haben sich gemeinsam für eine Beschneidung der Befugnisse der Internet-Regulierer und DNS-Verwalter ICANN (Internet Corporation for Assigned Names and Numbers) ausgesprochen. Die ICANN müsse neu strukturiert werden und sich künftig auf die Funktionen einer technischen Koordinierungsstelle beschränken, forderten die im Council of European National Top Level Domain Registries (CENTR) zusammengeschlossenen europäischen Domain-Verwalter in einer Erklärung an das US-Handelsministerium. Fast wortgleich reichte das DeNIC, die Registry für .de-Domains, zusammen mit VeriSign, nach der Übernahme von Network Solutions dick im Domain-Geschäft, seine Ansichten zur ICANN ein.
Es bestehe keine Notwendigkeit, Verantwortlichkeiten, die bereits national geregelt seien, auf die ICANN zu übertragen. Auch sei es nicht Aufgabe der ICANN, als Regulierungsbehörde aufzutreten, die Preise, Dienstleistungen oder Geschäftspraktiken bestimmt, meinten die ccTLD-Verwalter. Schon seit geraumer Zeit brodelt ein Streit zwischen den Managern der Länderregistrierstellen und der ICANN über die Aufgabenverteilung. Während die ccTLDs darauf bestehen, dass ICANN lediglich eine technische Service-Organisation ist, die für das reibungslose Funktionieren des Domain Name System (DNS) zu sorgen hat, sieht ICANN sich zudem als eine Institution mit globalem Auftrag und verlangt entsprechende Weisungsbefugnisse. Zuletzt hatten sich auch die europäischen Regierungen für eine Internationalisierung und einen größeren Anteil am Private-Public Partnership-Modell der ICANN ausgesprochen.
Seit kurzem nun findet eine heftige Auseinandersetzung um eine angedachte Reform der ICANN oder gar eine Neuausschreibung der Aufgaben statt. Das US-Handelsministerium will in der nächsten Zeit entscheiden, ob es die Kontrolle über das DNS-System behält, sie endgültig an die ICANN abgibt oder aber neue Wege zur Verwaltung des Namensraums im Internet sucht. Mit ihren Eingaben wollen CENTR und VeriSign nun in diesem Entscheidungsprozess ein Wörtchen mitreden. (pmz)
