Verbraucherschützer fordern Neuausschreibung der ICANN-Aufgaben

Der Vertrag der Netzverwalter mit dem US-Wirtschaftsministerium läuft im Herbst aus; US-Verbraucherschützer wollen sich für eine Neuausschreibung der DNS-Verwaltung stark machen.

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Von
  • Monika Ermert

Das Consumer Project on Technology (CPT), eine Gründung des US-Verbraucherschützers Ralph Nader, fordert eine Neuausschreibung der Aufgaben der Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN). Der Vertrag der Netzverwalter mit dem US Department of Commerce (DoC) läuft im kommenden Herbst aus, er ist bereits zweimal verlängert worden. Die Verbraucherorganisation will sich nun, möglicherweise mit Unterstützung weiterer US-Organisationen, dafür stark machen, dass die DNS-Verwaltung neu ausgeschrieben wird.

Die National Telecommunications and Information Association (NTIA), die zuständige Behörde innerhalb des DoC, stehe unter massivem Druck von Seiten des US-Kongresses, "etwas in dem ganzen ICANN-Chaos zu unternehmen", teilte James Love von CPT auf Anfrage von heise online mit. "Wir fordern, dass die Verträge neu ausgeschrieben werden und so andere Vorschläge mit konkurrierenden Ideen gemacht werden können, wie die Aufgabe erledigt werden sollte", so Love. Er habe bereits ausführliche Gespräche mit der NTIA zu dem Thema geführt. Unterstützung für die Neuausschreibung sucht Love auch bei der General Assembly, dem Quasi-Parlament der ICANN.

Den Stein ins Rollen gebracht hat der amtierende ICANN-Präsident mit dem nach wie vor heftig diskutierten Eingeständnis, dass die Organisation die ihr übertragenen Aufgaben aus finanziellen und organisatorischen Gründen nicht erfüllen könne. Eine Arbeitsgruppe zu "Entwicklung und Reform" unter Leitung von ICANN-Direktor Alejandro Pisanty hat Ende April einen ersten, orientierungslos wirkenden Zwischenbericht gegeben.

Vermehrt wird derweil auch von außen der Ruf nach einem Neuaufbau der ICANN laut, unter anderem machte die International Telecommunications Union (ITU) einen Vorschlag für eine stärkere Zusammenarbeit mit der ICANN. Die ITU als internationale Organisation könne für eine bessere Vertretung der Regierungen in der ICANN sorgen, werben Vertreter der in Genf ansässigen Telefonstandardisierungs- und -regulierungsorganisation. Die Idee einer stärkeren Beteiligung der ITU könnte die Diskussion in den USA weiter verschärfen. Beobachter dort gehen davon aus, dass die US-Regierung ihre Kontrolle über das Root-Server-System des DNS so weit als möglich verteidigen werde. (Monika Ermert) / (jk)