Der Pixel-Gorilla: Spiegelreflex Canon 1 Ds Mark III

Der Fotograf, der einen dicken Brummer wie die neue Canon 1Ds Mark III geschultert hat, kommt gemeinhin überall durch: Wer so einen Trumm mit sich herumträgt, ist Profi und fotografiert nicht zum Spaß.

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Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Carsten Meyer
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(Bild: Canon)

Vollformat-“Einser“ der EOS-Riege führen das kleine „s“ im Suffix – die ohne haben einen kleineren Sensor mit 1,3facher Brennweitenverlängerung, sind aber schneller. Trotz Doppelprozessor der DIGIC-III-Klasse schafft die neue 1 Ds „nur“ fünf Bilder pro Sekunde, halb so viele wie die im Februar vorgestellte 1D Mark III. Für die Action- und Sportfotografie ist die neue 1Ds aber auch nicht gedacht: Mit ihrer enormen Auflösung von 21 Megapixeln wildert sie schon eher im Revier der Mittelformat- und Studio-Kameras, wie vor ihr schon die 2004 erschienene 1Ds Mark II mit 16 Megapixeln. Durch enger gepackte Mikrolinsen und verkleinerte „Stege“ zwischen den Pixeln soll die effektive lichtempfindliche Fläche pro Sensorzelle gegenüber dem 16-MP-Sensor in etwa gleich geblieben sein, trotz eines Pixelabstands von nur noch 6,4 µm. Lediglich beste Festbrennweiten vom Schlage des EF 50 mm 1:2,5 Macro können diese Auflösung voll nutzen.

Der Pixel-Rekord liefert mithin nur wenig Vorteile, obwohl er sich als Anschaffungs- Argument sicher besser verkaufen lässt als die übrigen Verbesserungen zum Vorgängermodell. Als da wären: 14- statt 12-Bit- A/D-Wandler für feinere Helligkeits- und Farbabstufungen, 19 AF-Kreuzsensoren statt vormals 7, Belichtungsmessung mit 63 Messzellen statt 21, verlängerte Verschluss- Lebensdauer (300.000 Auslösungen), größeres Display (3" statt 2") und nicht zuletzt der Live-View-Modus, der seinen Siegeszug erstaunlicherweise bei den Mittelklasse-Spiegelreflexen begann und sich erst relativ spät in der Profi-Liga etablierte – genau wie die nun integrierte automatische Sensor-Reinigung durch Rütteln per Ultraschall.

Bei der Neuen wurde die Livebild-Vorschau mit hochgeklapptem Spiegel perfekt in die Fernsteuer-Software integriert: Das Sensor-Bild zeigt sich nicht nur auf dem Kamera-Display, sondern auch auf dem fernsteuernden Rechner. Der wird nun über USB 2.0 angebunden, eine Firewire-Schnittstelle ist nicht mehr vorhanden. Warum man es beim Kamera-LCD bei einer Auflösung von nur 230.000 Pixeln beließ, die heute schon in der Kompaktkamera-Klasse die Regel ist, können wir nicht so recht nachvollziehen: Stand der Technik sind Displays mit VGA-Auflösung (920.000 Subpixel), wie etwa bei der Nikon D3.

Weitere Verbesserungen betreffen eher Details: Die Kartenslots beherrschen nun den schnellen UDMA-Modus (CF-Slot) und können mit SDHC-Karten umgehen (SD-Slot). Erweitert oder neu eingeführt wurden die „Bildstile“, die Custom-Funktionen und die konfigurierbaren User-Menüs. Wie die neue EOS 40D aus der Semiprofi-Ecke kennt die 1Ds nun den Tonwert-Prioritätsmodus, der auf Kosten des (immer noch äußerst üppigen) Rauschabstands die Zeichnung in hellen Bildteilen verbessert. Das Menü erscheint aufgeräumter als bei der Mark II, wichtige Funktionen wurden praxisgerecht zusammengefasst.

Trotz leicht differenzierbarer Bedienelemente empfinden zarte Hände die Ergonomie der Kamera mit dem Körperbau eines Kongo-Hominiden als suboptimal, wozu nicht nur das Gewicht beiträgt – das aber immerhin eine bildstabilisierende Wirkung durch seine Massenträgheit ausübt. Viele Knöpfe sind mit kurzen Fingern einfach nicht gut zu erreichen, während der Mini-Joystick zur Menüauswahl für kräftige Pranken eher unterdimensioniert erscheint.

Für den Einsatz als Pool-Kamera in einer Bildredaktion ist die zu gut geschützte Dioptrien-Einstellung des Suchers weniger geeignet. Doch wenn’s weiter nichts ist: Schon unser noch nicht ganz Firmware-finales Vorserienmodell überzeugte mit einer Bildqualität, die ihresgleichen sucht. Beeindruckend ist die Rauscharmut der Kamera: In Vollbild-Darstellung auf einem 22"-Monitor lassen sich Unterschiede zwischen ISO 100 und ISO 1600 nur erahnen. Bei ISO 3200 ist das Rauschen der 1Ds visuell noch etwas geringer als das der (schon sehr guten) EOS 40D bei ISO 800. Unser einziger Kritikpunkt: Warum Canon den Dollarkurs mit dem Euro gleichsetzt, bleibt uns ein Rätsel.