Internationale ENUM-Nummern ab April

Noch bevor die verschiedenen nationalen ENUM-Versuche abgeschlossen sind, wollen die ersten Anbieter Telefondomains für Endkunden und Unternehmen anbieten.

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Von
  • Monika Ermert

Noch bevor die verschiedenen nationalen ENUM-Versuche abgeschlossen sind, wollen die ersten Anbieter Telefondomains für Endkunden und Unternehmen anbieten. Mit ENUM (tElephone NUmber Mapping) soll die Verwaltung von Internet-Domains und Telefonnummern vereinheitlicht und eine Grundlage für Unified Messaging geschaffen werden. Über den Eintrag ihrer Festnetznummern als Domains unter e164.arpa sollen Nutzer weltweit übers Netz auffindbar und entsprechend der von ihnen in der Registry eingetragenen Kontaktadressen erreichbar sein.

In der vergangenen Woche verkündeten der US-Anbieter Pulver und die britische Telesoft Ltd., dass man ab dem Frühjahr internationale ENUM-Nummern des Konsortiums Vision NG an Nutzer ausgeben wolle. Vision NG betreibt die zentrale Datenbank für ENUM-Adressen unter 1.8.7.8.e164arpa. Auch die USA ist endlich offiziell auf den ENUM-Zug aufgesprungen. In Deutschland betreibt die DENIC einen Test für die Rufnummern mit der Ländervorwahl 49.

Für die Kunden des Pulver-Unternehmens Free World Dialup, das schon jetzt gebührenfrei Internet-Telefonie für die Nutzer schneller Internetzugänge anbietet, sollen die ENUM-Adressen so schnell wie möglich als persönliche internationale Telefonnummern erhältlich sein. Nutzer mit SIP-Clients oder dem Microsoft Messenger 4.6 und 4.7 (der Messenger 5.0 unterstützt SIP nicht mehr) können das Netztelefonieangebot nutzen. Die von Vision NG unabhängig von nationalen Rufnummern als reine Internet-Telefonnummern ausgegebenen Adressen kommen Pulver für dieses Angebot gerade recht.

Neben der Verwendung als Netztelefonnummern könne ENUM auch als erweiterte Form für Find-me/Follow-me-Dienste verwendet werden, sagt Carl Ford von Pulver. Über die Nummer seien Personen, nicht ein bestimmter Ort erreichbar, heißt es. Bei verändertem Anschluss oder neuer Mobilnummer ändert der ENUM-Teilnehmer seinen Eintrag in der Datenbank. Zur Preisgestaltung für Nummern und Services könne man derzeit noch nichts sagen. Allerdings sei ein Modell wie bei der klassischen Domainregistrierung möglich, betont Ford. Vincent Bergin vom britischen Voice-over-IP-Spezialisten Telesoft kann sich eine Art monatliche Grundgebühr wie bei Mobilfunkservices vorstellen.

Telesoft zielt mit seinem Angebot vor allem auf Unternehmen. In Blöcken könnten diese die Adressen registrieren, um vor allem Außendienstmitarbeiter und Angestellte, die viel unterwegs sind, flexibler erreichbar zu machen. In der ENUM-Datenbank verwaltet der Nutzer selbst seine bevorzugte Rufnummer oder Kontaktmöglichkeit. Nach und nach sollen VoIP-Kunden über ihre Universalrufnummern E-Mails, automatische Rufweiterleitung und Voice-Mailboxen erhalten. Als persönliche, lebenslange Rufnummern sieht auch Bergin große Chancen für den Endkundenmarkt.

Wie schnell von den IP-Nummern ins klassische Telefonnetz hineintelefoniert werden kann, wisse man noch nicht, sagt Ford. Bei Pulver und Telesoft geht man aber offensichtlich davon aus, dass mehr und mehr Carrier ohnehin auf IP umstellen. Immer mehr Geschäftskunden wickelten den Betrieb ihrer Nebenstellenanlagen schon jetzt aus Kostengründen über IP ab. Telesoft gehört zu den Anbietern, die vorhandene Switches der Unternehmen IP-fähig machen, ohne dass gleich neue Anlagen angeschafft werden müssen.

"Viele Carrier haben sich daher schon jetzt einen goldenen Schalter geschaffen, der ihnen eine sofortige Umstellung auf IP möglich macht" sagt der Vision-NG-Vorsitzende Herwart Wermescher. In den USA und Asien sei die Entwicklung allerdings schneller als in Europa. Mit den Telefonieangeboten samt (ENUM-)Rufnummern der VoIP-Spezialisten könnte die Entwicklung weiter beschleunigt werden, rechnet Wermescher, der selbst bereits einen ENUM-Eintrag für seine österreichische Nummer hat. In dem eng mit Vision NG zusammenarbeitenden österreichischen ENUM-Test sind bereits verschiedene Clients verfügbar. (Monika Ermert) / (ad)