NASA-Sonde Psyche: "Einzigartige Gelegenheit auf Kern eines Planeten zu blicken"

Seite 3: Was hat es mit dem mutmaßlichen Gold auf sich, das Psyche enthalten soll? Spielt es eine wissenschaftliche Rolle?

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Das ist eine amüsante Geschichte, die uns aber ein wenig geplagt hat. Als ich 2017 den Anruf von der NASA erhielt, dass unser Missionsvorschlag ausgewählt wurde, habe ich der Presse etwa zehn Stunden lang Interviews gegeben. Ein Reporter fragte mich: "Psyche besteht aus Metallen wie Eisen mit Nickel. Was wäre der Asteroid wert, wenn er sich auf dem Metallmarkt verkaufen ließe?"

Da habe ich gerechnet und bin auf diese alberne Zahl von 10.000 Billiarden US-Dollar gekommen. Das war interessant, weil es mich dazu gebracht hat, über die Größe der Mission nachzudenken.

Wie sind die denn darauf gekommen

Psyche weist wahrscheinlich eine ähnliche Zusammensetzung wie die Eisenmeteoriten auf, wie die wir hier auf der Erde finden. Denn die meisten dieser Objekte stammen aus dem Asteroidengürtel und sind erst vor kurzem von dort herausgeschlagen worden. Das bedeutet, dass Psyches Metallteil größtenteils aus Eisen und einem erheblichen Anteil von fünf bis acht Prozent Nickel besteht. Dazu kämen auch alle anderen Elemente, die siderophil sind, also in Eisenmineralen vorkommen, also auch Gold und Silber sowie Platin, Palladium Iridium und Rhodium. Nur in kleinen Anteilen zwar, aber auf der Erde wäre es definitiv ein abbauwürdiges Erz.

Und warum ist die Zahl dann albern?

Wir sind natürlich nicht in der Lage, Psyche zur Erde zu transportieren. Es könnte sogar zur Katastrophe kommen, wenn es uns nicht gelänge, den Brocken in einen stabilen Orbit um die Erde zu bringen. Außerdem: Selbst, wenn wir seine Metalle ausbeuten könnten, würden sie die Märkte überschwemmen und wären am Ende nichts mehr wert. Aus wirtschaftlicher Sicht ist Psyche für den Menschen daher irrelevant. Etwas anders wäre es, wenn wir von Psyche lernen, einen ähnlichen und näheren Asteroiden zu finden und dann ein brillantes Start-up einen Plan hätte, um was daraus zu machen. Aber das ist Zukunft.

Die US-Regierung wollte mal Astronauten zu einem Asteroiden zu schicken. Macht das Sinn?

Für eine Mission wie Psyche macht es überhaupt keinen Sinn. Wir verfügen ja nicht mal über die Technologie, um Menschen dorthin zu fliegen. Es ist schon schwer genug, Menschen auf den Mars zu schicken, und der kommt der Erde dreimal näher als Psyche. Bei so etwas derart weit entferntem wie Psyche bleiben uns nur Roboter.

Was halten Sie grundsätzlich von bemannter Raumfahrt?

Ich denke, es ist unglaublich inspirierend, Menschen dabei zuzusehen, wie sie etwas so Mutiges tun. Allerdings finde ich nicht nur die Arbeit von Astronauten eindrucksvoll, sondern auch Forschungsroboter, die wir an ihrer Stelle entsenden.

Unser Team war in der Spitze 800 Leute stark, insgesamt haben mehr als 2000 Menschen an Psyche gearbeitet. Es ist ein Wunder der menschlichen Evolution, dass so viele Menschen etwas so Kompliziertes zusammenbauen, das dann auch noch ein Jahrzehnt lang ohne Reparatur im Weltraum einwandfrei funktioniert.

Warum macht nicht auch die ESA bei Psyche mit?

Bei dieser Mission hat die NASA eine Obergrenze für ausländische Beiträge festgelegt. Unsere wunderschönen Magnetometer wurden beispielsweise von der Dänischen Technischen Universität gebaut und geliefert, zudem arbeiten auch einige europäische Wissenschaftler im Team, darunter auch welche vom DLR. Wir sind daher nicht ganz so isoliert, wie es zunächst scheint. Trotz der Bedeutung der Mission betrachtet die NASA Psyche aber als eine Mission kleiner Klasse, da schließt die NASA seltener Verträge mit der ESA.

In Ihrer Autobiografie erzählen Sie über Ihre Erfahrungen als Frau in der Männerwelt der 80er-Jahre am renommierten Massachusetts Institute of Technology. Wie würden Sie Frauen heute ermutigen, MINT-Fächern zu studieren?

Oh ja. Ich denke heute gerne an diese Zeit, und zwar sowohl nostalgisch als auch bittersüß. Ich persönlich habe zwar das Gefühl, dass ich unterstützt wurde. Doch es gab damals auch eine Voreingenommenheit gegenüber allen, die nicht zur Hauptgruppe gehörten, sei es aufgrund ihres Geschlechts, ihrer Hautfarbe oder ihres sozioökonomischen Hintergrunds.

Ich bin froh, dass sich das heute in dieser Hinsicht etwas gebessert hat, auch wenn es noch Luft nach oben gibt. Denn jeder kann ja daran mitarbeiten, die Arbeitskultur zu erschaffen, in der er leben möchte. Wenn man etwas Visionäres erreichen will, lassen die Hindernisse nicht lange auf sich warten. Da muss man dann rüber. That’s life.

(mho)