US-Kongress überprüft Auswahl der neuen Internet-Domains

Der US-amerikanische Kongress will offensichtlich ein Hearing zur Auswahl der neuen generic Top Level Domains (gTLD) durch die ICANN veranstalten.

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Von
  • Monika Ermert

Der US-amerikanische Kongress will offensichtlich ein Hearing zur Auswahl der neuen generic Top Level Domains (gTLD) veranstalten. Wie die Washington Post berichtet, waren hauptamtliche Vertreter der Internet-Verwaltung Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) diese Woche zu Vorgesprächen auf dem Capitol Hill. Die im November von der ICANN getroffene Auswahl für die sieben neuen gTLD (.biz, .info, .pro, .name, .museum, .aero, .coop) im vergangenen November war von den abgelehnten Bewerbern vor allem wegen des Auswahlprozesses kritisiert worden.

In einem inzwischen bekannt gewordenen Brief an ICANNs Präsidenten Mike Roberts lässt der neue Vorsitzende des Wirtschaftsausschusses des Kongresses, Billy Tauzin, die ICANN wissen: "Es hat eine Reihe von Berichten gegeben, dass ICANNs Verfahren bei der Schaffung einer neuen Generation von Domainkürzeln den Wettbewerb der Registrierung und Vergabe von Internet-Domains behindern könnte." Als für die Aufsicht über den Prozess zuständige Gremium wolle der Ausschuss sicherstellen, dass das Verfahren offen und fair vonstatten gehe. Daher plane man ein Hearing im Februar vor dem Unterausschuss Telekommunikation.

Bereits 1999 war die ICANN auf den Capitol Hill geladen und zog auf Druck des Kongresses die geplante Gebühr von einem US-Dollar pro Adresse und Jahr wieder zurück, da die Abgeordneten sie als "Internetsteuer" kritisierten. Der Kongress und das US-Wirtschaftsministerium könnten auf Grund ihrer vertraglich festgelegten Aufsicht über die ICANN möglicherweise noch eine Änderung der Auswahlentscheidung erzwingen. Ohne die Zustimmung des Wirtschaftsministeriums können die neuen Adressbereiche nicht in die Root-Server des DNS gebracht werden. Bislang hat ICANN noch mit keinem der ausgewählten Bewerber einen Vertrag abgeschlossen. Ob die Aussicht auf das Hearing die Vertragsabschlüsse verzögert, muss abgewartet werden.

Die übrigen im Regierungsbeirat der ICANN (Governmental Advisory Committee) vertretenen Regierungen hatten ihrerseits die Eile der ICANN-Entscheidung im November scharf kritisiert und sich weitere Stellungnahmen vorbehalten. Die Europäischen Kommission hat die Betreiber der neuen Registries Ende der Woche zu einer Diskussionsveranstaltung nach Brüssel geladen. Mit einer Blockade der Einführung der sieben gTLD sei aber nicht zu rechnen, meinte ein Kommissionsvertreter. Nun dürfen die internationalen Regierungen zusehen, welche Entscheidung der amerikanischen Kongress diesbezüglich trifft. Sollte es zu wesentlichen Veränderungen kommen, werden sich auch die Mitglieder des Regierungsbeirates der ICANN bei der nächsten Sitzung in Melbourne noch einmal zu Wort melden. (Monika Ermert) / (jk)