Zahlen, bitte! 135 Flüge zwischen Triumph und Tragödie – das Space Shuttle

Seite 2: Bemannte Premiere am 12. April 1981

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Nach drei Jahren Verzögerung in der Entwicklung erfolgte dann am 12. April 1981 der Erststart von STS-1 Columbia. Die Premiere des Space Shuttle war auch der erste komplette Systemtest – der musste funktionieren, da der gleich bemannt erfolgte. Aufgrund der gewissenhaften Vorbereitung verlief der Erstflug problemlos: Die Systeme bewährten sich im Zusammenspiel und der Flug verlief weitgehend wie geplant.

Space Shuttle Columbia auf den Launch Pad A des Complex 39 im Kennedy Space Center vor dem Start am 12. Apri 1981.

(Bild: NASA)

Die drei darauffolgenden Flüge waren für weitere Systemtests verwendet und ab STS-4 konnte das Space Shuttle seine Aufgaben erfüllen. Zunächst hieß das: Satelliten in den Weltraum bringen! Durch die ausgiebige Testreihe und einigen Problemen bei der Entwicklung der Haupttriebwerke, die alleine über 700 Testeinsätze erforderlich machten, hatte sich das Programm verzögert und die Nutzer warteten sehnsüchtig, dass ihre Satelliten in die Umlaufbahn gebracht werden konnten.

STS-9 brachte mit dem europäischen Spacelab nicht nur ein komplettes modulares Forschungslabor als Nutzlast in die Umlaufbahn, sondern auch weitere Neuerungen: Erstmals gab es Schichtbetrieb im Space Shuttle und Nutzlastspezialisten. Die gehörten nicht dem NASA-Astronautenkorps an, sondern waren auf die Nutzlast spezialisiert. Ihre Anwesenheit wurde nicht von jedem Astronauten gern gesehen.

Künstlerische Darstellung des Spacelab innerhalb der Ladebucht des Space Shuttle.

(Bild: NASA)

Laut dem deutschen Astronauten Ulf Merbold, Nutzlastspezialist für das Spacelab und erster ausländischer Astronaut auf dem Space Shuttle, durften sie auch nicht offiziell am T-38-Flugtraining teilnehmen. Mit Blick darauf, dass es langjährige Astronauten gab, die noch auf ihren Ersteinsatz im Space Shuttle warteten, zeigte Merbold Verständnis für manche Reserviertheit, wie er in einem lesenswerten Nachruf zum Tode von John Young 2018 beschrieb.

Der Nutzlastspezialist Robert Cenker, der 1986 in STS 61 C, der letzten Mission vor dem Challenger-Unglück ins All flog, meinte dazu, dass er von den Astronauten ehrlich, aber nicht despektierlich gefragt wurde, was er denn mit seinem 6-Monats-Lehrgang besser könne, als ein langjährig trainierter NASA-Astronaut.

Zwischen Daft Punk und Bomberman-Cosplay: Die STS-61C-Crew auf einem nicht ganz ernst gemeinten Mannschaftsfoto mit aufgesetztem Helm. (jeweils von links nach rechts): hintere Reihe: Bill Nelson, Steven Hawley, George Nelson.Vordere Reihe von links nach rechts: Robert Cenker, Charles Bolden, Robert Gibson, Franklin Chang-Diaz.

(Bild: NASA)

Er meinte dazu: "Natürlich könnt ihr all das tun, was ich mache. Aber es gibt einen Unterschied: Ich arbeite nach der Rückkehr wieder bei RCA [Radio Corporation of America] und zwar an der Raumstation. Würdet ihr ein Auto fahren wollen, das jemand konstruiert hat, der noch nie Auto gefahren ist?"

Aber zurück zur Spacelab-Mission: Das 1,7 Milliarden D-Mark teure Modul sollte laut den 1975 veröffentlichten ursprünglichen Planungen bis Ende 1983 bereits 35 Einsätze geflogen haben. Nach dem verzögerten Erstflug 1981 waren bis Ende 1985 realistischere 15 Einsatze vorgesehen und selbst die Planungen waren bald Geschichte. Das Spacelab schaffte von 1983 bis zur Ausmusterung 1998 immerhin 22 Einsätze – danach übernahm die ISS die Rolle als Forschungslabor.

In STS-9 wurden von beiden Teams insgesamt 73 Experimente durchgeführt. Und da sie sehr ressourcenschonend vorgingen, konnte das Space Shuttle sogar einen Tag länger im All bleiben.