.eu-Domain noch einmal verschoben

Eine Einigung über die Einrichtung der .eu-Domain ist nicht mehr vor der Sommerpause in Sicht.

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Von
  • Monika Ermert

Eine Einigung zwischen der EU Kommission, dem Telekommunikationsausschuß des Rates und dem Europäischen Parlament über die Einrichtung der .eu-Domain ist nicht mehr vor der Sommerpause in Sicht. Zwar hatten die Vertreter der Mitgliedsstaaten in ihrer Sitzung Ende Juni prinzipiell ihre Zustimmung zu der von der Kommission im vergangenen Dezember vorgeschlagenen Verordnung gegeben. Eine Arbeitsgruppe des TK-Ausschusses meldete am vergangenen Donnerstag allerdings noch Diskussionsbedarf an. Mit den in erster Lesung vom Parlament gebilligten Vorschlägen ist man noch nicht einverstanden. Unter der ccTLD (Country Code Top Level Domain) .eu sollen sich ausschließlich in den Mitgliedsstaaten der EU ansässige Nutzer registrieren können.

Man habe die Hoffnung gehabt, dass eine endgültige Fassung noch vor der Sommerpause vom Parlament verabschiedet werden könne, sagte Christopher Wilkinson von der Generaldirektion Informationsgesellschaft der Kommission am Rande der Konferenz Cooperative Alliance for the Namespace .eu. Nach der Sitzung der Ländervertreter geht die Kommission nun davon aus, dass eine zweite Lesung im Parlament notwendig ist. Bewerbungen für den Betrieb der Registry wird die Kommission daher frühestens ab dem Herbst entgegennehmen (wie berichtet, ist die Irische Regierung an der Position des Registryproviders interessiert). Der Start für Registrierungen dürfte daher bis weit ins Jahr 2002 verschoben worden sein.

Vor allem in zwei Fragen müssen sich Rat und Parlament noch einig werden. Erstens, die Frage nach der Rolle des offiziellen Aufsichtskomittees, in dem die EU-Mitgliedsstaaten vertreten sein sollen. "Die Frage, welche Rolle das Komittee spielen wird, ist noch völlig offen", so Wilkinson. Die EU-Parlamentarierin Colette Flesch, die die Beschlussvorlage für das Parlament entworfen hat, sprach sich sowohl gegen noch mehr Einfluss für die EU-Kommission als auch gegen eine direkte Aufsicht durch die Mitgliedsländer aus. "Wir haben uns im Ausschuss dafür entschieden, dass das für .eu geplante Komittee mit Vertretern der Mitgliedsländer nur beratende, und nicht regulatorische Kompetenzen haben sollte", so Flesch.

Kommissions- und Parlamentsvertreter sind sich einig, dass ein zu großer Einfluss der Regierungsvertreter den Betrieb der Registry völlig unflexibel machen könnte. Der Wunsch, eine noch stärkere Selbstregulierung zu etablieren, spiegelt sich auch in dem vom Rechtsausschuss des Parlaments eingebrachten Vorschlag, Entscheidungen über die Registrierpolitik einem regional ausgewogenen und in Internetfragen erfahrenen "Policy Advisory Board" zu übertragen. "Die Mitglieder des Gremiums sollen Konsumenten/User-Gruppen, die Industrie einschließlich kleiner und mittlerer Unternehmen, Gewerkschaften und Berufsverbände, ISP, Markenrechtsvertreter und die Behörden, einschließlich der demokratisch gewählten Repräsentanten der Bürger in Europa vertreten", heißt es im aktuellen Parlamentsbericht.

Der zweite Streitpunkt sind Sperrlisten für geographische Namen der Mitgliedsstaaten. Vor allem Spanien besteht hier offensichtlich auf einer deutlich strengeren Regelung als die EU-Parlamentarier sie vorgesehen haben. Beim CANeu-Treffen in Brüssel warnten zahlreiche Vertreter der Branche allerdings davor, das System durch aufwendige Überprüfung der Registrierungen zu belasten. Denic-Chefin Sabine Dolderer empfahl, derartige Ansprüche eher durch eine sogenannte Sunrise-Period zu lösen, in der neben Unternehmen auch die Mitgliedsstaaten die von ihnen gewünschten Begriffe registrieren könnten.

Den Abgleich von Registrierwünschen mit Einträgen in dynamischen Listen, etwa für eingetragene Marken oder auch für politisch- geographische Namen, lehnten die Konferenzteilnehmer mehrheitlich ab. Eine solche Lösung könnte manchen Domain-Inhaber plötzlich um seine Domain bringen, wenn sich jemand seine Adresse als Marke schützen lässt. In einer Sunrise-Period müssten allerdings auch künftige Beitrittsländer berücksichtigt werden, sagte Wilkinson.

Zwar könnten über eine Durchstrukturierung des eu-Namensraumes über Second-Level-Domains (gov.eu, europa.eu, com.eu) teilweise Kollissionen vermieden werden. Zu lange Adressen sind aber nach Auffassung von Domainverkäufern einfach nicht "sexy". Als Spätstarter gegenüber den neuen gTLDs wie .biz und .info habe man schon genügend Wettbewerbsnachteile. (Monika Ermert) / (bb)