iX 7/2016
S. 136
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Olympische Sommerspiele 2016

Von Golf bis Rugby

Der Countdown läuft. Im August messen sich die weltbesten Sportler in Rio im Rahmen der Olympischen Sommerspiele. Apps helfen nicht nur bei der eigenen Zeitplanung, sondern liefern auch viele Hintergrundinfos.

Alle vier Jahre ist es wieder so weit – die Olympischen Sommerspiele stehen an. In diesem Jahr finden sie vom 5. bis zum 21. August in Rio in Brasilien statt. Insgesamt werden in diesem Zeitraum Wettkämpfe in über 30 verschiedenen Sportarten abgehalten – die genaue Zahl hängt davon ab, ob man beispielsweise BMX- oder Mountain-Bike-Rennen als eigene Sportarten betrachtet oder unter der Kategorie Fahrradsport zusammenfasst.

Wie zu nahezu jedem Thema gibt es auch zu diesem jede Menge nützlicher und unterhaltsamer Apps. Sucht man im iTunes Store nach der offiziellen App des Internationalen Olympischen Komitees (IOK), findet man zunächst „The Olympics“. Die für iOS und Android kostenlose App lädt allerdings keine Inhalte, einzelne Menüpunkte führen lediglich zur Homepage der Webseite Olympic.org.

Die Flamme ist auf dem Weg

Die offizielle, ebenfalls kostenlose App der diesjährigen Spiele heißt „Rio 2016“. Beim Öffnen wird man zunächst von den Lizenzbedingungen erschlagen. Während man sich durch die endlosen Paragrafen kämpft – die übrigens nur auf English und Portugiesisch zur Verfügung stehen –, bemerkt man schnell die Referenzen zur brasilianischen Gesetzgebung. Inhalte werden erst angezeigt, wenn man versichert, dass man alle Regeln verstanden hat und sie anerkennt. Ist man kein Experte der brasilianischen Rechtsprechung, bleib einem keine andere Wahl, als die Bedingungen trotz der Unkenntnis zu akzeptieren.

Hat man diese Hürde überwunden, erweisen sich die iPhone- und Android-Versionen von Rio 2016 als einigermaßen ansprechend und nützlich. Vor Beginn der Spiele ist der Staffellauf der olympischen Flamme das prominenteste Feature der App. Die Strecke der Staffel ist anhand von Google-Karten nachvollziehbar, die Läufer sind namentlich erwähnt und die täglichen Ankunftspartys zum Feiern der Flamme sind ebenfalls ausgewiesen. Außerdem gibt es Fotos von jedem Tag des Laufes vom 3. Mai bis zum Start der Spiele, die den olympischen Geist wundervoll darstellen.

Ein wenig versteckt hinter dem Titel „Spectator guide“ finden sich dann auch detaillierte Informationen zu den einzelnen Sportarten, sowohl für die Olympischen als auch für die Paralympischen Spiele. Hier erfährt man beispielsweise, worum es bei der jeweiligen Sportart geht, warum man diesen spezifischen Wettbewerb verfolgen sollte und wo die Events stattfinden. Spielregeln, zum Teil mit Illustrationen versehen, runden das Informationsangebot ab. Zusätzlich verfügt die App über das Programm, sodass man jederzeit feststellen kann, wann die Kämpfe der eigenen Lieblingssportart ausgetragen werden.

Auf dem iPad stellt sich die Navigation durch die App zum Zeitpunkt der Drucklegung jedoch durch weißen Text auf weißem Hintergrund als nahezu unbenutzbar dar. Findet man durch Zufall einen Link, ist dieser bei der Rückkehr ins Menü kurzfristig in Hellgelb dargestellt, und mit sehr guten Augen kann man ihn sogar erkennen … Insgesamt macht dies die App auf dem iPad komplett unbrauchbar – man kann nur auf ein baldmöglichstes Update hoffen.

iOS-Anwender, die lediglich am Programmplan interessiert sind und auf weitere Informationen verzichten können, sind mit „Brazil Games 2016“ wesentlich besser bedient. Die Anwendung ist schlicht und übersichtlich, verfügt über einen Countdown für die Eröffnungszeremonie, die lokale Uhrzeit im Vergleich mit der Zeit in Rio und einen simplen Kalender, der alle Sportveranstaltungen auflistet. Einziger Wermutstropfen: Daten zu den Paralympischen Spielen fehlen.

Eine Sammlung von Ergebnissen und Statistiken Olympischer Spiele seit 1896 bietet die „Olympia-Chronik“ sowohl für die Sommer- als auch die Winterspiele. Versprochen wird auch ein aktueller Ergebnisdienst während der Spiele, über dessen Qualität sich zu diesem Zeitpunkt natürlich noch nichts sagen lässt.

Was die App jedoch über Ergebnisse und Statistiken hinaus interessant macht, sind Sammlungen kurzer Artikel zu jeder der vorherigen olympischen Veranstaltungen. Das geht von besonders spektakulären Leistungen oder Rekorden über Informationen darüber, wer das olympische Feuer entzündete, bis hin zur Geschichte des sogenannten Schlittschuhschrittes im Skilanglauf. Wer an Sport und im Besonderen an der olympischen Idee und deren Geschichte Interesse hat, kann hier mit Sicherheit einige neue Fakten lernen. Die iOS-App kostet 2,99 Euro und ist für Olympiafans sehr empfehlenswert.

Was früher geschah 

Sportarten und ihre Aufnahme in den Reigen der olympischen Disziplinen unterliegen der Mode und sind stark abhängig von dem, was gegenwärtig sportlich als „in“ angesehen wird. Mit den Sommerspielen 2008 in Peking hat das IOK beispielsweise BMX-Fahren ins olympische Programm aufgenommen. In diesem Jahr werden Rugby Sevens und Golf oft als Neulinge bei den Olympischen Spielen bezeichnet. Das ist allerdings nicht ganz richtig, denn in der Disziplin Golf wurden bis einschließlich 1904 bereits olympische Wettkämpfe ausgetragen.

Rugby war bis zur Olympiade in Paris im Jahr 1924 ebenfalls schon einmal eine olympische Sportart. Im Gegensatz zum Fußball tragen, passen oder kicken Rugby-Spieler den Ball. Eine der vielen Rugby-Varianten ist American Football. Weniger bekannt sind Rugby Union, Rugby League, Australian Rules Football und das nunmehr olympische Rugby Sevens.

Letzteres ist eine Variante des vor allem in Neuseeland, Großbritannien, Frankreich und Südafrika sehr populären Rugby Union. Jedes Team hat nur sieben Spieler und das Spiel ist durch die Zeitbegrenzung auf zweimal sieben Minuten sehr viel schneller als Rugby Union. Als Zuschauerneuling eines Rugby-Spiels sollte man sich jedoch mit den Regeln vertraut machen. Die kostenlose iOS-App „World Rugby Laws of Rugby“ hilft dabei, ist allerdings nicht auf Deutsch, sondern nur auf Englisch, Spanisch und Französisch verfügbar. Ist man einer dieser Sprachen mächtig, erklärt die App den Spielfluss, Regeln, Fouls und Zeichen der Schiedsrichter anhand der offiziellen Regeltexte. Darüber hinaus untermalt sie alle wichtigen Elemente mit Grafiken oder Videobeispielen und verhindert so, dass das Lesen der Regeln zu einem staubtrockenen Unterfangen gerät.

Wer dem Sport Rugby auf einem Mobilgerät oder auf einer mobilen Spielekonsole als Akteur eine Chance geben möchte, dem sei „Rugby Nations 2016“ empfohlen. Das hier simulierte sogenannte Six-Nations-Turnier ist ein jährlicher Wettbewerb zwischen den sechs besten Rugby-Union-Nationen der nördlichen Hemisphäre. Aufgrund seiner Komplexität ist dieser Sport als Spiel traditionell schwierig zu simulieren. Mit Rugby Nations 2016 bietet Distinctive Games jedoch eine ansprechende Umsetzung an. Die Touchscreen-Steuerung funktioniert gut und der Spielfluss wird ordentlich dargestellt. Die iOS-App kostet angemessene 4,99 Euro, die Android-Version ist kostenlos, aber auch mehr oder weniger nur als Demo nutzbar. Die vollen Features der App können Android-Nutzer durch In-App-Käufe freischalten und kommen damit auf einen mit der iOS-Version vergleichbaren Preis.

Den Pocket-Marathon trainieren

Olympische Sportspiele haben immer eine besondere Anziehungskraft auf Spielefans. Das IOK lizenziert daher bereits seit Anfang der 1990er-Jahre offizielle Olympia-Spiele. Seit einigen Jahren halten Sega und Nintendo diese Lizenz. Das Spiel zu Rio 2016 heißt „Mario & Sonic bei den Olympischen Spielen“ und läuft auf Nintendos 3DS. Es gibt zwei Spielmodi: Zum einen eine Sammlung 14 olympischer Einzeldisziplinen und 14 sogenannter „Plus“-Varianten. Diese kann man trainieren und mit einem eigenen virtuellen Mii-Charakter oder als einer der typischen Bewohner der Nintendo- und Sega-Universen antreten. Zur Verfügung stehen neben Mario und Sonic auch Donkey Kong, Yoshi, Tails, Roy und viele andere.

Der zweite Spielmodus ist die „Auf nach Rio“-Geschichte, die im Prinzip einen einfach gehaltenen Rollenspiel-Modus darstellt. Sehr gelungen, um Bewegung bei Kindern (oder auch Erwachsenen) zu fördern: der sogenannte Pocket Marathon, der Spieler dazu anhält, die Konsole insgesamt über eine Marathon-Distanz mit sich zu tragen, um dafür virtuelle Belohnungen im Spiel zu erhalten. Wie bei Konsolen-Titeln immer noch üblich, handelt es sich bei Mario & Sonic um ein Vollpreis-Spiel zum Preis von 39,99 Euro in Nintendos eShop. (ka)