Scrum für Business-Intelligence-Projekte anpassen
Demokratisierungskurs
Markus Peter
Agile Methoden eignen sich durchaus für das Erstellen von Planungssystemen, etwa im Bereich der Business Intelligence. Allerdings muss man sowohl Scrum als auch die Organisation dafür anpassen. Out of the box funktioniert die Sache nicht. Ein Erfahrungsbericht der Basler Versicherung.
Bei der Einführung von Scrum in dispositiven Systemen müssen sowohl Vorgehensmodell als auch Organisation angepasst werden, denn einiges läuft hier anders als in der Softwareentwicklung.
Beim Einsatz von Scrum müssen sowohl die IT-Gesamtorganisation als auch alle beteiligten Teams agil und synchron arbeiten.
In traditionellen Linienorganisationen funktioniert ein agiles Vorgehen nicht. Voraussetzungen für den Erfolg sind demokratische Strukturen im Unternehmen und die weitgehende Selbstverwaltung der Teams.
B eim Einsatz von Scrum sollte man immer überlegen, welche Elemente des Frameworks für agile Projekte passen und wie man die Methode oder die Organisation weiterentwickeln kann, damit sich Vorhaben effizient umsetzen lassen. Bei der Einführung von Scrum in Business-Intelligence-Teams sind Anpassungen von Scrum empfehlenswert. Beim Einsatz von „Scrum out of the box“ in BI-Teams zeigen sich Folgen, die den Vorteilen des Vorgehensmodells entgegenwirken und die zum Teil nicht vorhersehbar waren. Scrum hilft, die Probleme sichtbar zu machen.
Agile BI: Was ist anders?
Werden Softwareprodukte und insbesondere analytische Anwendungen klassisch, etwa nach dem Wasserfall- oder V-Modell, entwickelt, besteht ein hohes Risiko, dass ein Unternehmen nicht schnell genug auf Veränderungen in einem dynamischen Umfeld reagieren kann und seine Geschäftsziele dadurch verfehlt. Denn die Lösung entspricht bei Auslieferung oft nicht mehr den Gegebenheiten und den Anforderungen der Stakeholder.
Agile Softwareentwicklung hingegen bietet einen leichtgewichtigen und flexiblen Ansatz, um mithilfe kontinuierlicher Rückkopplungen und kurzer Iterationszyklen einen schnellen Einsatz der entwickelten Systeme zu erreichen. Weiterhin kann sie durch Transparenz Risiken im Entwicklungsprozess minimieren und der Organisation ermöglichen, auf Änderungen frühzeitig zu reagieren. Es geht hier jedoch nicht nur um die Anwendung agiler Methoden und Frameworks, sondern um eine grundlegende Haltung und Denkweise der Mitarbeiter und der Organisation.
Da sich Business-Intelligence-Projekte in einigen Aspekten von Softwareentwicklungsprojekten unterscheiden, sind agile Werte, Prinzipien, Methoden und Vorgehensmodelle nicht direkt auf die Entwicklung dispositiver Systeme übertragbar. Unterschiede sind beispielsweise eine erschwerte Anforderungsanalyse, abteilungsabhängige fachliche Begriffsdefinitionen sowie eine starke Vernetzung der übergreifend genutzten Systeme.
Zusätzlich werden BI-Applikationen mithilfe heterogener und nicht integrierter Werkzeuge (Datenintegration, Datenhaltung, Analyse, Informationsbereitstellung) entwickelt, deren Funktionsumfang die BI-Anwendungen reglementieren. Des Weiteren ist die genaue Spezifikation von Key Performance Indicators (KPIs) und zu realisierenden Reports häufig nur möglich, wenn die Daten aus den Quellsystemen durch den Fachbereich gemeinsam mit dem BI-Entwicklungsteam in dem zur Verfügung stehenden BI-Tool vor der eigentlichen Umsetzung analysiert werden können.
Altanwendungen sind schwer anpassbar
Die Anforderungsanalyse setzt somit eine enge Zusammenarbeit mit den Fachabteilungen voraus, damit die Fachanwender die Anforderungen sinnvoll definieren können und sie für das Entwicklungsteam nachvollziehbar sind. Erschwerend kommt bei BI-Projekten hinzu, dass oftmals langjährig bestehende Anwendungen erweitert und angepasst werden müssen, um neue analytische Fragestellungen beantworten zu können. Die ursprünglichen Systeme sind hierfür meist nicht konzipiert.
Bei der Entwicklung von BI-Anwendungen handelt es sich um einen kontinuierlichen Prozess zur Erfüllung eines Informationsbedarfs mit permanenten Anpassungen auch während des Betriebs. Agile Vorgehensmodelle und Methoden aus dem Software Engineering sind daher nicht eins zu eins übertragbar. Die agilen Werte und Prinzipien, zum Beispiel „Zusammenarbeit mit dem Kunden mehr als Vertragsverhandlung“ und „Reagieren auf Veränderung mehr als das Befolgen eines Plans“, sind gute Ausgangspunkte, um eine anpassungsfähige BI-Entwicklung unter Berücksichtigung steigender Dynamik und Komplexität zu ermöglichen.
Stephan Trahasch, Michael Zimmer, Robert Krawatzeck
U m in BI-Projekten nach Scrum arbeiten zu können, muss die zentrale IT-Gesamtorganisation nachfolgende Voraussetzungen schaffen. Dieser Artikel beschreibt die Erfahrungen der Basler Versicherung in der Schweiz und empfiehlt deren Best Practices.