iX Special 2017
S. 114
Security & Recht
Regeltreue
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Compliance in agilen Projekten umsetzen

Alles geregelt

Für Softwarehäuser gelten wie für andere Unternehmen Compliance-Anforderungen und Normen. Beispielsweise muss sich jedes Softwareartefakt lückenlos rückverfolgen lassen. Ebenfalls muss klar sein, welche Anforderungen es umsetzt und wie getestet wurde. Das ist auch beim agilen Entwickeln möglich, jedoch nicht einfach.

Die meisten Softwarehersteller unterliegen externen Nachweis- und Compliance-Anforderungen. So erwarten größere Kunden in aller Regel die Anwendung und den Nachweis eines nach ISO 9001 zertifizierten Qualitätsmanagementsystems. Hersteller von Produkten und elektronischen Systemen, in denen Software sicherheitsrelevante Aufgaben übernimmt, müssen IEC 61508-3 beachten. In Branchen wie der Automobilindustrie, der Medizintechnik, der Bahntechnik oder der Luftfahrt sind darüber hinaus zahlreiche branchenspezifische Normen einzuhalten. Können Unternehmen, die von derartigen Normen und Standards betroffen sind, die sich ergebenden Compliance-Anforderungen erfüllen, wenn agil entwickelt wird?

Keine der genannten Normen erzwingt oder fordert einen klassischen Entwicklungsprozess, etwa nach dem V-Modell. Durchgehend geben sie aber vor, dass die Softwareentwicklung als spezieller, qualitätsrelevanter Engineering-Prozess nach einem definierten Vorgehen abläuft. Das bedeutet: Der Prozess muss schriftlich dokumentiert sein und für jedes Entwicklungsprojekt muss nachvollziehbar und jederzeit belegbar sein, dass er in der Praxis tatsächlich befolgt wird. Durch die Aufnahme der agilen Vorgehensweise als neue oder zusätzlich zulässige Vorgehensweise im QM-System lässt sich diese Forderung einfach erfüllen (siehe Kasten „Kultur des Qualitätsmanagements verändern“). Der Artikel gibt einige Hinweise, was man dabei beachten sollte. Darüber hinaus können, je nachdem welche Bereiche des Unternehmens ebenfalls agile Methoden adaptieren, weitere Unternehmensprozesse betroffen sein.