iX 3/2017
S. 136
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Instrumente spielend lernen

Flötentöne

Musik verändert angeblich das Gehirn und kann Glücksgefühle auslösen. Umso mehr, wenn man nicht nur konsumiert, sondern selbst ein Instrument spielt. Apps helfen beim Lernen.

Zu Omas Zeiten ein Musikinstrument zu erlernen, war zunächst mit großem Aufwand verbunden. Ein Musiklehrer musste her, Unterrichtsstunden wollten organisiert sein und ein erheblicher Batzen Geld musste für den Kurs zur Seite gelegt werden. Heute ist es wesentlich einfacher, ein Instrument eigenständig zu erlernen. Mit einer kostengünstigen App fürs Mobiltelefon oder Tablet lassen sich erste Schritte ganz einfach machen – zu Hause, bei Freunden oder mit transportablen Instrumenten sogar im Park.

Mancher Anfang ist Theorie

Viele Apps machen den Einstieg in ein Instrument einfach, sodass keine oder kaum Notenkenntnisse und musiktheoretisches Wissen erforderlich sind. Wer sich dennoch zunächst mit diesen Themen auseinandersetzen möchte, sollte einen Blick auf „Music Theory, with AUDIO“ für iOS werfen. Mithilfe von Flashcards stellt die App Begriffe aus der Musiktheorie vor, die der Lernende so lange durcharbeitet, bis die Informationen in seinem Gedächtnis fest verankert sind.

Der erste Kartensatz mit dem Titel „Music Symbols“ ist im kostenlosen Download bereits erhalten. Wem diese Art des Lernens liegt, dem stehen weitere Kartendecks mit insgesamt über 3000 Lernkarten zum Preis von 4,99 Euro per In-App-Kauf zur Verfügung. Neben Konzepten der Musiktheorie gibt es einen sogenannten Ear Trainer sowie einen Abschnitt zum Thema generelles Musikwissen – wer wollte nicht schon immer erfahren, dass Joseph Haydn einen Papagei hatte, der die österreichische Nationalhymne singen konnte?

Leider ist die Anwendung nur auf Englisch verfügbar, gute Sprachkenntnisse sind also Voraussetzung. Für Android-Nutzer empfiehlt sich der „Music Theory Helper“. Die ebenfalls englische und kostenlose App ist im Material-Design-Stil gehalten und beinhaltet eine Dokumentation zu Themen wie Akkorde, Tonleitern, Oktaven und Intervalle.

Daneben bietet Music Theory Helper allerdings auch einen Chord Builder zum Erstellen von Akkorden, eine Klaviertastatur, eine Stimmpfeife und spielerisch gehaltene Hör- und Leseübungen. In diesen bekommt man beispielsweise Akkorde vorgespielt und muss sie bestimmten Akkordtypen zuordnen. Die Leseübungen zeigen ein Stück Partitur, das der Lernende auf einer Klaviertastatur spielen muss.

Die App ist sehr gut gemacht, der Dokumentationsteil eignet sich aber für komplette Neueinsteiger nicht unbedingt zum Erlernen der musiktheoretischen Konzepte. Sie kann eher Nutzern mit Vorkenntnissen als akustisch untermaltes Nachschlagewerk mit Noten und Notationsbeispielen dienen.

Will man ein Saiteninstrument erlernen, muss dieses zunächst gestimmt werden. Für die meisten Varianten, einschließlich Gitarre, Bass, Ukulele, Violine und viele mehr, eignet sich „GuitarTuna“. Einfach der App Zugriff auf das interne Mikrofon geben und die anschaulich präsentierten Saiten anspielen. Ist das Instrument verstimmt, gibt GuitarTuna Tipps, wie man die richtigen Töne einstellen kann – einfach und intuitiv.

Zusätzlich verfügt GuitarTuna über eine Reihe weiterer Funktionen, darunter ein Metronom, Akkord-Lernspiele, eine Audiobibliothek mit Akkorden sowie Anleitungen zu vier einfachen Liedern, bei denen man interaktiv mitspielen kann. Diese vier Lerneinheiten stammen übrigens aus der App „Yousician“, auf die der Artikel später eingeht.

Viele dieser Funktionen sind bereits im kostenlosen Download enthalten, interessant ist allerdings die Preisgestaltung bei den In-App-Käufen. Beispielsweise können sowohl für iOS als auch für Android alle Akkorde in der Bibliothek für 6,99 Euro oder Tunings für alle Instrumente für 9,99 Euro erstanden werden. Wer gleich alle Features freischalten möchte, kann dies zum Preis von 12,99 Euro tun.

iOS-Nutzer, die eine Ukulele ihr Eigen nennen und auf die Mehrheit der oben genannten Features verzichten können, sind mit „Ukulele Stimmgeräte – Tunefor Ukulele“ bestens bedient. Die App verzichtet auf allen Schnickschnack und bietet nur einen einzigen Tuning-Modus.

Ukulele-Spieler, die mehr als nur ein Stimmgerät wollen, jedoch an anderen Saiteninstrumenten kein Interesse haben, sind mit „The Ukulele App“ (für iOS und Android) gut beraten. Was hier als Turner bezeichnet wird, ist lediglich eine Aufnahme der zum Stimmen benötigten Töne; da kein Abgleich der eigenen gespielten Saiten erfolgt, hilft dieser Tuner nur beim Stimmen nach Gehör. Doch die weiteren Features sind lohnenswert: nett illustrierte Akkorde zum Nachspielen und Videotutorials, in denen der Ukulele-Lehrer den Spieler von den Grundlagen bis hin zu kompletten Liedern führt. Innerhalb kürzester Zeit lassen sich Songs wie „Hakuna Matata“ aus Disneys „König der Löwen“, Radioheads „Creep“ oder „Let it be“ von den Beatles erlernen. Die Anwendung ist für iOS und Android-Geräte kostenlos erhältlich. Zum Preis von 1,99 Euro lassen sich nervige Werbeeinblendungen ausschalten.

Lernen mit Feedback

„Yousician“ ist ein Musiktrainer, der Gamification-Elemente mit ins Spiel bringt. Den Lehrplan haben qualifizierte Musiklehrer entwickelt. Er hilft sowohl dem blutigen Anfänger als auch dem professionellen Spieler, Klavier, Gitarre, Bass oder Ukulele zu meistern. Die App vermittelt nicht nur das nötige Wissen über Noten und Tabulaturen und lehrt diverse Songs, sondern bewertet zusätzlich die Leistungen des Spielers und gibt sofort Feedback.

Jede Lerneinheit besteht aus kurzen Videos, die genau erklären, wie die nächste Aufgabe zu bewältigen ist. Daraufhin folgen Übungen, bei denen der Spieler Noten auf einem Zeitstrahl angezeigt bekommt und zu vorgegebenen Zeitpunkten die richtigen Saiten beziehungsweise Tasten anschlagen muss.

Meistert er die Aufgabe, erhält er Punkte und weitere Level werden freigeschaltet. Der Fortschritt von Freunden, die ebenfalls mithilfe von Yousician ein Instrument erlernen, wird im sogenannten Leaderboard dargestellt. Dies motiviert sicherlich einige, ihre Leistungen zu verbessern, um sich an die Spitze des Boards zu manövrieren. Einfach Freunde über die Suchmaske im Menüpunkt „Followers“ hinzufügen und sich gegenseitig zu Höchstleistungen anspornen.

Die Basisfunktionen lassen sich kostenlos ausprobieren, außerdem stehen verschiedene Abonnementmodelle zur Verfügung. Diese reichen von 9,99 Euro pro Monat für ein Instrument im Jahres-Abo bis hin zu 29,99 Euro im monatlich kündbaren Abo für alle vier Instrumente.

Nicht jeder ist ein Fan von Saiten- oder Tasteninstrumenten wie Gitarre, Bass oder Klavier. Wer es lieber mit einem Schlagzeug probieren möchte, sollte „Drum Guru“ installieren. In Videosequenzen veranschaulichen Schlagzeuglehrer oder prominente Drummer, was es zu erlernen gilt. Viele Übungseinheiten werden zusätzlich von Praxismaterialien begleitet, beispielsweise Noten. Diese kann man separat spielen, also ohne gleichzeitig das Video anzuschauen, auf Wunsch auch in verschiedenen Geschwindigkeiten.

Auf Trommelkurs

Leider ist Drum Guru nicht in einer pädagogisch sinnvollen Reihenfolge aufgebaut. Es handelt sich vielmehr um einen umfangreichen Katalog, in dem sowohl kostenlose als auch kostenpflichtige (von 2,99 Euro bis hin zu 4,99 Euro pro Übung) Videos und Praxiseinheiten zur Verfügung stehen. Der Spieler ist mit der Entscheidung, welche Einheit als Nächstes sinnvoll zu erlernen ist, auf sich gestellt. Allerdings sind die Anleitungen leicht zu verstehen und die Übungen machen Spaß.

Eine Bemerkung zu den Kosten: Die Währung für Trainingseinheiten in Drum Guru wird innerhalb der App in US-Dollar angegeben, wer sein iTunes- beziehungsweise Google-Play-Konto in Euro führt, bekommt anscheinend denselben Betrag in Euro abgebucht.

Die Android-Version kann leider nicht empfohlen werden. Auf verschiedenen Testgeräten brachen die Downloads der Lektionsdaten ab und wurden selbst bei erfolgreichem Download nicht angezeigt.

Erscheint das Erlernen eines neuen Instruments zu aufwendig, kann man auch seine Flötenkünste mit der verstaubten Blockflöte aus Schulzeiten aufpeppen. „Flute Master“ ist eine spielbasierte für Kinder konzipierte App. Da sie in deutscher Sprache vorliegt, eignet sie sich durchaus dafür, dem Nachwuchs das Blockflötenspiel schmackhaft zu machen.

In Flute Master führt der Pirat Oration den Spieler durch die Welt der Musik. Er lehrt Töne auf der Flöte, die dem Drachen Cornelius helfen, böse Fledermäuse daran zu hindern, im Zauberflöten-Schloss Erdbeeren zu stehlen. Der Preis beträgt 4,99 Euro für iOS- und Android-Geräte. (ka)