iX 4/2017
S. 54
Review
App-Entwicklung
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Datenanalysewerkzeuge im Überblick

Auskundschafter

Mit geeigneten Tools kann man nicht nur technische Aspekte der eigenen Apps analysieren, sondern auch Informationen über die Nutzer einer App ermitteln oder Aussagen über die Wirtschaftlichkeit treffen. Die am Markt verfügbaren Werkzeuge überschneiden sich zum Teil in ihren Funktionen, aber jedes hat auch seinen eigenen Schwerpunkt.

Wie einst das Web den Markt mit Angeboten überflutete, ist auch der Markt für Apps auf den etablierten Plattformen immens gewachsen. Mit der großen Anzahl veröffentlichter Apps hat sich der Wettbewerb zwischen den App-Betreibern und -Entwicklern verschärft. Letztere kämpfen oft mit überladenen Features oder Lockangeboten um ihre Nutzerschaft. Diese Entscheidungen basieren aber oft auf einem Bauchgefühl und nicht auf tatsächlichen Daten, die die Bedürfnisse ihrer Nutzer repräsentieren.

Die Notwendigkeit der App-Analyse

Anders als bei Webseiten – deren Analyse, A/B-Tests und statistische Erhebungen mittlerweile als selbstverständlich gelten – wird die Analyse bei Apps oft noch vernachlässigt, obwohl gerade in diesem Bereich ein wichtiger Schlüssel für den Erfolg und das Alleinstellungsmerkmal einer App liegt.

Aussagekräftige Analysen vermitteln Entwicklern einen Eindruck davon, wie die Nutzer eine App erleben und verwenden, und können sie dabei unterstützen, die App optimal an die Bedürfnisse der Kunden anzupassen. Richtig eingesetzt können diese Erkenntnisse Entwicklern beim Aufbau einer Community helfen, den durch die App erzielten Umsatz erhöhen sowie die Entwicklungs- und Betriebskosten senken.

Dieser Artikel gibt einen Überblick über die wichtigsten Analysewerkzeuge und ihre Einsatzzwecke und beschreibt in Grundzügen, wie die Integration in Projekte erfolgen kann. Der Einsatz der richtigen Tools, Frameworks und APIs kann die Qualität einer App verbessern, die Kundenzufriedenheit erhöhen und den Zeitaufwand für die Konzeption neuer Features verringern sowie dabei helfen, Fehler schneller zu finden.

Hürden der mobilen Welt berücksichtigen

Die Analyse von Apps unterliegt technischen sowie rechtlichen Restriktionen. Eine Integration von Frameworks muss aktiv erfolgen und man kann nicht im Nachhinein Log-Dateien eines Servers auswerten, die Aufschluss über Zugriffe auf die Anwendung und das Nutzerverhalten geben. Dies impliziert, dass die Daten von den Endgeräten der Anwender aus zu einer auswertenden Partei übertragen werden müssen. Daher ist eine Analyse, wie die Apps nach der Installation verwendet werden, ohne spezielle Werkzeuge kaum möglich.

Dazu kommen strikte, unübersichtliche und uneindeutige Vorgaben der jeweiligen Plattformanbieter und Länder hinsichtlich benutzerbezogener Daten. Beispielsweise diktiert Apples „Developer Program License Agreement“ für iOS, dass Entwickler ihre Nutzer- und Gerätedaten vor dem Zugriff durch Dritte schützen müssen. Demzufolge verbietet die Firma jegliche App-Analyse-Software, die Daten an Dritte übermittelt. Ähnliche Vorgaben finden sich auch bei anderen Plattformbetreibern. Allerdings stellen sich die meisten Tool-Anbieter darauf ein und berücksichtigen das gegebenenfalls.

Durch die Integration von Analyse-Tools lassen sich unterschiedliche Daten erheben. Beginnend mit einfachen Basisinformationen (Betriebssystem, Version, Geräteklasse, Bildschirmauflösung, Systemmerkmale, technische Informationen) über statistische Daten (Verweildauer in der App, Häufigkeit der Nutzung, demografische Angaben) kann man auch individuelle Daten (Interaktionen, genutzte Screens) sowie Bugs und Crashes erfassen und untersuchen. Je nach Tool sowie der individuellen Anbindung und Kombination dieser Werkzeuge können Tiefe und Breite der ermittelten Informationen differieren.

Zudem unterscheiden sich die Systeme in ihren Möglichkeiten, die Daten in Relation zueinander zu bringen, um sie in Berichten auszuwerten. Es empfiehlt sich, im Vorfeld die für die eigenen Zwecke relevanten Interaktionen und Kennzahlen zu spezifizieren und sowohl im Interesse der Anwender als auch im Hinblick auf den Datenschutz darauf zu verzichten, sämtliche Daten zu erheben, auf die man Zugriff hat.

Klarer Datenschutz ohne Grauzonen

Durch die Integration von Analyse-Frameworks wird meist eine dritte Partei ins Rennen geschickt, die dadurch ebenfalls Zugriff auf die Daten erhält. Diesen Aspekt gilt es bei der Integration in die eigene App zu berücksichtigen. Es sollten nur wirklich notwendige Daten erhoben werden, und für die Nutzer muss transparent sein, welche aus welchem Grund erfasst werden.

Gesetze wie das Telekommunikations-, das Telemedien- oder das Bundesdatenschutzgesetz grenzen den Rahmen für die Nutzung der Daten klar ein. Darüber hinaus sollte man die Richtlinien der Plattformbetreiber sowie nationale und internationale Vorgaben einhalten.

All diese Einschränkungen und Bestimmungen können die App-Analyse zu einer heiklen Angelegenheit machen. Daher ist es ratsam, sich im Vorfeld über die gerade gültigen und einzuhaltenden Regeln zu informieren und keine Grauzonen auszunutzen, sondern lieber dem Credo zu folgen: „Nicht alles, was machbar ist, ist auch regelkonform.“ Anwender sollten außerdem die Möglichkeit haben, an speziellen Analysen nicht teilzunehmen.

Tabelle
Tabelle: Plattformen im Kurzvergleich

Die auf dem Markt befindlichen Lösungen sind umfangreich und vielfältig, aber auch unterschiedlich. Der folgende Überblick stellt einige aus Sicht der Autoren etablierte Systeme vor. Die Tabelle „Plattformen im Kurzvergleich“ zeigt die wesentlichen Unterschiede der Frameworks.