iX 5/2017
S. 70
Review
VPS
Aufmacherbild

Amazon Lightsail

Flaute

Über ein halbes Jahrzehnt nach der 5-Dollar-Revolution des VPS-Marktes durch DigitalOcean zieht Branchenführer Amazon nach und bietet mit Lightsail virtuelle private Server für Einsteiger an. Segelt der Cloud-Gigant damit dem Markt hinterher?

Auf der hauseigenen AWS-Konferenz re:invent in Las Vegas kündigte Amazon einen neuen Virtual Private Server (VPS) an: Lightsail. Einfach zu bedienen sollte das Produkt sein und sich, so suggeriert die Werbung, an hippe Jungunternehmer und -programmierer richten. Strategisch gesehen ist Lightsail offensichtlich gegen die Konkurrenz gerichtet. Seit Jahren beherrschen DigitalOcean, Vultr und Linode mit 5-Dollar-VPS das Marktsegment für eigene Serverinstanzen. Auch deutsche Provider wie 1&1, Strato und Kamp haben den Wettbewerb mit aufgenommen und bieten vergleichbare 5-Euro-Pakete.

Unübersichtlich: Das Management-GUI, von Amazon Lightsail als „intuitiv“ beworben, wirkt lieblos, die Funktionen sind nicht sonderlich professionell gruppiert (Abb. 1).

Wie bei anderen VPS-Anbietern ist auf dem zentralen Web-GUI zur Verwaltung nicht viel zu finden. Amazon hat es aber geschafft, die wenigen Funktionen überaus unübersichtlich zu verstreuen (siehe Abbildung 1). Immerhin gibt es an prominenter Stelle rechts oben je einen Link zur AWS-Konsole und zum Billing-Center. Das Auswahlmenü „Create other resources“ fällt ins Auge, das anfangs lediglich die beiden Funktionen „Static IP“ und „DNS zone“ beherbergt, mit denen VPS-Einsteiger wenig anfangen können.

Vorkonfigurierte Server

Die danebenliegende „Create Instance“-Schaltfläche schließlich startet die Konfiguration des gewünschten VPS. Hier bietet Lightsail vorgefertigte Appliances an: die Content-Management-Systeme WordPress, Joomla und Drupal, einen klassischen LAMP-Stack, Node.js, E-Commerce mit Magento, MEAN als Development Environment, GitLab CE, Redmine für Projektmanagement und nginx. Alle Pakete bezieht Amazon nach eigenen Angaben „powered by Bitnami and sold by BitRock Inc.“ Die CMS beispielsweise sind alle in der jeweils aktuellen Version vorkonfiguriert, was nicht bei jedem Anbieter der Fall ist.

Alternativ kann eine von zwei Linux-Varianten direkt auf dem Amazon-Hypervisor installiert werden. Amazon Linux 2016.09.1 basiert auf Red Hat Linux und ist an die Amazon-Cloud angepasst. Es erhält automatisch Updates vom Anbieter. Wer sich selbst um Updates kümmern und mehr Freiheiten haben möchte, wählt stattdessen ein auf den EC2/Xen-Hypervisor angepasstes Ubuntu 16.04 LTS. Andere Distributionen oder gar FreeBSD und Windows sind bei Lightsail nicht erhältlich. Praktisch ist die Möglichkeit, einem Lightsail-VPS beim Einrichten ein Skript zu übergeben, das bei dessen erstem Start automatisch mit root-Rechten ausgeführt wird.

Magere Auswahl

Alleingelassen: Ohne einen für Einsteiger-VPS wesentlich zu teuren Support-Vertrag ist der Jungunternehmer bei Amazon Lightsail auf sich selbst gestellt und darf im Forum nach Lösungen fragen (Abb. 2).

Der Lightsail-VPS kann in vier Ausbaustufen konfiguriert werden. Für 5 US-Dollar pro Monat gibt es eine vCPU, 512 MByte RAM, 20 GByte SSD-Speicher und 1 TByte Datentransfer. Die Maximalkonfiguration für 80 US-Dollar im Monat besitzt 2 vCPUs, 8 GByte RAM, 80 GByte SSD-Speicher und 5 TByte Datentransfer – das sind die Preise und Ausstattungen, die auch DigitalOcean anbietet (dort bekommen Kunden allerdings 4 vCPUs bei der teuersten Variante). Bei Vultr gibt es nach den jüngsten Preissenkungen für dasselbe Geld sogar die doppelte Ausstattung: Der Einstiegs-VPS kostet dort nur noch 2,50 Dollar pro Monat. Das 5-Euro-Angebot von 1&1 spielt in derselben Liga.

Festgenagelt: Lightsail-VPS lassen sich einzig in Virginia, USA, anlegen. Immerhin: Die JavaScript-Konsole funktioniert besser als bei der Konkurrenz (Abb. 3).

Überraschenderweise lassen sich Lightsail-Instanzen einzig in Virginia, also den USA, einrichten. Wer voller Erwartung auf „Change zone“ klickt, darf enttäuscht zwischen den Zonen A bis E wiederum nur in Virginia wählen – die Konkurrenz bietet VPS rund um der Erdball und damit auch in Europa und sogar Deutschland an.

Ein frei zu vergebender Name rundet die Konfiguration ab. Der VPS ist in weniger als 20 Sekunden eingerichtet und läuft. Die Lightsail-Instanz taucht anschließend im Management-GUI auf, zeigt dort rudimentäre Informationen wie die zugewiesene öffentliche IP-Adresse an und lässt sich über zwei kleine Symbole steuern: Ein Monitorsymbol öffnet eine JavaScript-Konsole, die sich ein wenig zäh anfühlt, aber für einfache administrative Aufgaben ausreicht. Drei Punkte symbolisieren weitere Funktionen wie „start/stop/delete“ und führen über „manage“ zu weiteren Funktionen. Dort öffnet eine weitere große Schaltfläche „Connect using SSH“ wiederum die JavaScript-Konsole, der Rest der Seite wirkt unübersichtlich.