iX 7/2017
S. 128
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Apps zum Zeichnen und Retuschieren

Tuschkästen

Ob es ums Skizzieren, Notieren, Annotieren oder um Bildbearbeitung geht, insbesondere mit dem Einsatz eines speziellen Stifts stehen auf dem mobilen Gerät viele Möglichkeiten offen, auch unterwegs kreativ zu werden.

Die Arbeit mit Sketching-Apps macht in der Regel erst auf einem modernen Tablet oder einem groß dimensionierten Telefon so richtig Spaß. So liefen die hier vorgestellten Android-Versionen auf einem Google Pixel XL sowie einem eher schwächlichen Galaxy Tab 2, die iOS-Versionen auf einem iPad Pro.

Sobald dem Kreativen ein iPad Pro mit Apple Pencil zur Verfügung steht, ist Procreate mit Abstand eine der besten Anwendungen, seiner Kreativität freien Lauf zu lassen. Die mit dem Apple Design Award ausgezeichnete Anwendung bietet sowohl eine Leinwand zum Freihandzeichnen als auch einen umfangreichen Werkzeugkasten für die Bildbearbeitung. Auf dem Weg von der leeren Fläche hin zum fertigen Kunstwerk steht so dem Maler oder Zeichner alles was er braucht zur Verfügung. Besonders hilfreich: Die App speichert den Arbeitsfortschritt kontinuierlich ab, sodass auch bei versehentlichem Schließen nichts verloren geht.

Procreate kommt mit einigen Beispielwerken, die nach Belieben weiterbearbeitet werden können. Wer nicht gerade als begabter Maler auf die Welt gekommen ist, sollte sich jedoch nicht von der hohen Qualität der Stücke einschüchtern lassen. Auch mäßig Begabte finden in Procreate ein kreatives Ventil zum Austoben. Und sollte wirklich kein Funke zeichnerisches Talent vorhanden sein, kann man Procreate auch ausgesprochen gut für Notizen und kleine Skizzen benutzen.

Zum Exportieren von Dateien stehen verschiedene Formate zur Verfügung, unter anderem PSD, PDF, JPG und PNG. Procreate erkennt verschiedene Eingabegeräte wie Stifte aus dem Hause Adonit und Wacom sowie den Pogo Connect und natürlich den Apple Pencil. Die App ist zum Preis von 6,99 Euro im iTunes Store erhältlich.

Wer sich nicht als Künstler sieht, sondern einfach nur eine ausgezeichnete Zeichen-App sucht, ist beim Autodesk SketchBook genau richtig. Wie der Name der Anwendung schon andeutet, handelt es sich ausschließlich um eine Zeichen-, Skizzen- und Illustrations-App.

Größter Vorteil von SketchBook ist die einfache Erlernbarkeit. Beim ersten Öffnen der App erscheint eine kurze Trainingseinheit, die hilft, sich mit der Bedieneroberfläche vertraut zu machen. Von dort an ist die App im Wesentlichen intuitiv bedienbar. Alle Elemente sind logisch angeordnet und die Suche nach versteckten Funktionen ist auf ein Minimum reduziert. Nach kurzer Eingewöhnungszeit steht dem Erstellen erster Skizzen nichts mehr im Weg.

Einfach nur zeichnen

Die Basisversion von Autodesk SketchBook ist kostenlos sowohl im Google Play Store als auch im iTunes Store erhältlich. Via In-App-Kauf können weitere Elemente, etwa ein Set von Pro-Werkzeugen, das Hilfsmittel wie Lineale, Ellipsen und Symmetriehilfen enthält, zum Preis von 5,49 Euro hinzugekauft werden.

Wer allerdings plattformübergreifend arbeiten möchte, braucht das SketchBook Pro-Abonnement, das man für 4,99 Euro pro Monat oder 33,99 Euro pro Jahr buchen kann. Die Pro-Werkzeuge sind in diesem Abo enthalten und das Abonnement erlaubt dann auch während der Laufzeit den Zugriff auf die Android-, Mac- und Windows-Versionen von SketchBook sowie die Nutzung der separaten App SketchBook Motion.

Manchmal möchte man das Tablet einfach nur wie ein ganz gewöhnliches Papiernotizbuch verwenden. In diesem Fall ist Paper von FiftyThree genau richtig. Mit Paper kann man einfach und intuitiv Notizen, Zeichnungen, Checklisten oder Diagramme erstellen. Zusätzlich lassen sich Fotos und importierte Dokumente mit Anmerkungen versehen sowie im PDF-, Keynote- oder Powerpoint-Format exportieren. Wer seine Zeichnungen noch verfeinern möchte, kann sie in Adobe Photoshop oder Illustrator weiterverarbeiten. Trotz allem verliert man selten das Gefühl, eine Papierkladde zu nutzen.

Die Auswahl an verschiedenen Stiften und Pinseln ist groß, und der Farbwahl sind keine Grenzen gesetzt. Da nicht alle Funktionen gleich offensichtlich sind, gibt es einen gelungenen Tipps-Support-Abschnitt, der genau erklärt, was man mit der App alles anstellen kann.

Paper ist wie Papier

Paper ist kostenlos mit fast allen Funktionen erhältlich. Wer die Anwendung häufig nutzt, kann Paper Patron werden. Dabei geht es um ein Abo, das hauptsächlich der Anerkennung der Entwickler dient. Es schaltet lediglich eine weitere Funktion frei: das Kopieren und Einfügen einer ausgewählten Region eines Werkes auf eine andere Seite. Zusätzlich gibt es einem jedoch das gute Gefühl, eine geschätzte Arbeit mit 6,49 Euro pro Jahr auch finanziell ein wenig unterstützt zu haben.

Paper funktioniert mit dem Finger, ist jedoch mit einem Stift präziser zu bedienen. Auch auf dem iPhone läuft die Anwendung einwandfrei, aufgrund des mangelnden Platzes auf einem Mobiltelefon fühlt sich die Nutzung auf dem iPad natürlich wesentlich besser an.

Dies gilt auch für Pixelmator, eine leistungsstarke Bildbearbeitungsanwendung, mit der Fotos einfach und schnell verbessert, retuschiert, aufbereitet und letztendlich geteilt werden können. Zudem kann man mit Pixelmator auch Zeichnungen erstellen.

Selbst dem Laien gelingt es, mit dieser App Lichtverhältnisse aufzubessern, Falten oder Kratzer zu beseitigen, rote Augen mit nur einem Fingertipp zu entfernen und mit Hilfe von Effekten dramatische Wirkungen zu erzielen. Das fertige Werk kann als PSD, JPEG, PNG, PDF oder in anderen gängigen Formaten exportiert und in Adobe Photoshop gegebenenfalls weiter verarbeitet werden.

Pixelmator wurde in erster Linie für das iPad und die Bearbeitung mit dem Apple Pencil entwickelt, läuft jedoch auch auf dem iPhone. Lediglich mit der Präzision hakt es dort ein bisschen, etwa wenn man versucht, mit dem Finger auf dem kleinen Bildschirm einen bestimmten Punkt im Foto zu bearbeiten. Die App ist eine gute Alternative zu Adobe-Photoshop-Produkten, bei denen der Fokus in der Regel auf einem bestimmtem Bereich der Bildbearbeitung liegt, wie sich bereits an der Namensgebung der Anwendungen erkennen lässt: PS Express, PS Lightroom, PS Fix, PS Sketch und so weiter. Pixelmator gibt es zum Preis von 5,49 Euro im iTunes store.

Wer lediglich Notizen auf dem iPad machen möchte und keinen Wert auf Zeichnung, Skizzen, Diagramme oder andere Kunstwerke legt, sollte einen Blick auf MyScript Nebo werfen. Die eigens für die Kombination von iPad Pro und den Apple Pencil entwickelte App erlaubt das mühelose Mitschreiben von Sitzungsprotokollen, Erfassen von Ideen und Gedanken sowie anderen Informationen, die schnell mitgeschrieben werden müssen. Die Aufzeichnungen können anschließend von Hand- in Druckschrift umgewandelt werden.

Die Texterkennung funktioniert unglaublich gut, selbst wenn man seine Gedanken nicht gerade in Schönschrift notiert. Einige wenige editoriale Gesten sind dank eines einfachen Tutorials schnell erlernt und machen das Korrigieren und Editieren zuvor handgeschriebener Texte denkbar einfach. Somit lassen sich auch nachträglich Paragrafen einfügen, Flüchtigkeitsfehler korrigieren oder Schriftfarben wechseln. Eine Suchfunktion, die sich durch sämtliche Notizblöcke und Ordner arbeitet, ermöglicht es auch nach vielen Monaten noch, die Notizen einer bestimmten Konferenz, eines Meetings oder eines Kurses wiederzufinden.

Sämtliche Notizen können als Textdatei, PDF, HTML oder Word-Format konvertiert werden und somit auch auf anderen Medien weiterverarbeitet oder mit Freunden, Familie oder Kollegen geteilt werden. MyScript Nebo kostet 3,49 Euro im iTune Store und ist leider nur für iOS-Geräte erhältlich.

Wem das eigenständige Zeichnen, Skizzieren, Kritzeln oder Fotografieren nicht liegt, der mag vielleicht lieber zum Malbuch greifen. Es gibt eine ganze Flut von Malbuch-Anwendungen, die App Pigment sticht jedoch unter den Konkurrenten stark heraus.

Ausmalen für Erwachsene

In Pigment wird das ausgewählte Bild auf dem Bildschirm als Schwarz-weiß-Zeichnung präsentiert und schon kann es losgehen mit dem Ausmalen. Es stehen verschiedenen Pinsel- und Stiftstile zur Verfügung, die Deckkraft der Farbe kann eingestellt werden, und es gibt wundervolle Farbpaletten, mit denen jedes Bild zum individuellen Kunstwerk wird.

Pigment funktioniert gut mit dem Finger, denn man kann die vorgegebenen Linien nicht aus Versehen übermalen. Für perfekte Präzision empfiehlt sich jedoch das iPad Pro mit dem Apple Pencil. (js)