iX 8/2017
S. 119
Wissen
Serverarchitektur
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Composable Infrastructure

Genau nach Maß

Der Betrieb klassischer paketierter Anwendungen neben Software aus agilen Entwicklungsprozessen stellt hohe Anforderungen an die IT-Infrastruktur. Hardwarehersteller sind dem mit konvergenten und später hyperkonvergenten Systemen begegnet. Composable Infrastructure geht noch einen Schritt weiter.

Geschäftsmodelle an digitale Wertschöpfungsketten anzupassen, stellt IT-Abteilungen zunehmend vor die Herausforderung, IT-Dienste und -Anwendungen auf zweierlei Art zu realisieren. Bekannt ist der Betrieb einer IT-Landschaft mit traditionell paketierter Software und langen Releasezyklen, die meist der Automatisierung innerbetrieblicher Prozesse dient. Darüber hinaus sind vermehrt hochdynamische Ressourcen bereitzustellen für moderne Deployment-Methoden mit extrem kurzen Releasezyklen – bis hin zum kontinuierlichen Deployment.

Der von Gartner geprägte Begriff der „bimodalen IT“ – „IT der zwei Geschwindigkeiten“ – spiegelt diese zwei Modelle wider (siehe „Alle Links“ am Ende des Artikels). Man nimmt dabei an, dass beide Modelle auf absehbare Zeit in nahezu jedem Unternehmen nebeneinander existieren werden. Die IT-Infrastruktur muss daher beide Modelle gleichermaßen und einheitlich unterstützen. Composable Infrastructure (CI) ist hierfür ein aktueller Ansatz.

Composable (zusammensetzbar, wörtlich: „komponierbar“) ist eine Infrastruktur, wenn Konfiguration, Deployment und Betrieb der Hardware mit softwarebasierten Profilen und Vorlagen über eine einheitliche Schnittstelle erfolgen. Sie bedient sich dafür aus dynamischen Ressourcenpools.

CI ist damit für agile Fachbereiche eine attraktive Alternative zur Public Cloud. Ein kostengünstiger Nebeneffekt ist die Konzentration auf optimalerweise eine Schnittstelle beziehungsweise Oberfläche zur Administration – das löst eventuell eine Vielzahl an Werkzeugen ab.

Tabelle
Tabelle: Von Konvergenz zu Composable Infrastructure

Die genannten Anforderungen an eine konsolidierte Architektur und Systemverwaltung erinnern an die auf dem Markt verfügbaren konvergenten und hyperkonvergenten Infrastrukturen und Systeme, gehen jedoch noch darüber hinaus (siehe Tabelle „Von Konvergenz zu Composable Infrastructure“).

Software-defined Management

Dank softwarebasiertem Management müssen Administratoren die Eigenschaften der Infrastruktur nicht mehr direkt und einzeln über die Hardware festlegen. Stattdessen stellen sie Vorlagen bereit, die Eigenschaften der Infrastruktur wie Firmware, Treiberstand der Server, Betriebssystemparameter, LUN-Zoning des Storage oder Konfiguration der Netzwerkkarten beinhalten (siehe Abbildung 1). Anwender, zum Beispiel Entwickler, wählen daraus die passende. Sie erhalten anschließend eine reale Instanz mit den vererbten Eigenschaften – ein sogenanntes Profil. Dafür bedient sich die CI an den vorhandenen Ressourcen wie Server, Storage, Switch.

Einerseits lassen sich so Abläufe automatisieren, andererseits erlaubt das Vorgehen eine strenge Vereinheitlichung insbesondere in größeren Installationen. Ein typisches Beispiel ist das Abstimmen von Firmware-Ständen und Treiberversionen, das manuell durchgeführt sehr mühsam für den Support ist und sich auf Basis der Profile vollständig automatisieren lässt.

Vorlagen für Composable Infrastructure legen die Eigenschaften der profilierten Instanz fest: Server, Storage Volumes und Netzwerkanbindungen (Abb. 1).

Anwender können Vorlagen miteinander kombinieren und per Schnittstelle ansprechen, einrichten oder verändern. Die Eigenschaften und das Verhalten eines Systems werden damit von der Hardware entkoppelt. Infrastrukturkomponenten analog zu Software beziehungsweise Programmabfolgen zu handhaben, bezeichnet man auch als Infrastructure as Code (IaC). Die Bare-Metal-IT-Infrastruktur ist aus der Sicht darüberliegender Softwareschichten wie der Docker Engine oder eines Chef Recipes nichts weiter als eine per Code konfigurierbare und veränderbare Ressource.