iX 8/2017
S. 129
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Mit der Eisenbahn um die Welt

Im Gleis bleiben

Mit Apps kann man planen, recherchieren und spielen – fast egal zu welchem Thema. Auch Eisenbahnenthusiasten kommen damit auf ihre Kosten.

Schon mehrfach ging es an dieser Stelle um die Themen Reise und Verkehr. Diesmal geht es um die allseits bekannte Eisenbahn. Erste Schienensysteme und Pferdebahnen finden bereits im Spätmittelalter (16. Jahrhundert) Erwähnung. Frühe Dampfeisenbahnen wurden im frühen 19. Jahrhundert in England massentauglich, und in Deutschland begann das Zeitalter der Eisenbahn am 7. Dezember 1835 mit der Eröffnung der Ludwigs-Eisenbahn zwischen Nürnberg und Fürth.

Das Thema kann diverse Emotionen auslösen. Wer sich regelmäßig mit verspäteten oder entfallenen Zügen für den täglichen Weg zur Arbeit herumschlagen muss, wird sicherlich eine eher negative Sicht bezüglich der Bahn haben. Andere hingegen sind Fans der Eisenbahnromantik, erinnern sich vielleicht an die Modellbahnen ihrer Kindheit oder der Gegenwart oder sind einfach Fans der modernen Technik.

Diese Vielfalt spiegelt sich in verfügbaren Apps wider. Wer sich in Deutschland befindet und regelmäßig die Deutsche Bahn benutzt, kennt vielleicht einige der offiziellen Anwendungen.

Reisen planen und begleiten

Der „DB Navigator“ ist ein Werkzeug zur Reiseplanung und Zugbuchung, dient aber auch als Begleiter und informiert Reisende über Umstiege und Verspätungen über eine Live-Auskunft. Er bindet zudem Informationen aller großen Verkehrsverbünde im Nahverkehr ein. Die App ist kostenlos für iOS und Android verfügbar; interessant ist das Vorhandensein einer separaten iPad-App auf der iOS-Plattform.

An sich funktioniert die App auf allen Plattformen problemlos, und viele der neutralen und negativen Kommentare in den jeweiligen App Stores beziehen sich auf fehlerhafte Zuginformationen oder falsche Verspätungsdaten. Dabei handelt es sich aber um Schwierigkeiten, die sich auch am Bahnhof oder beim Befragen eines Zugbegleiters ergeben – die Deutsche Bahn hat einfach viele ihrer Systeme und Prozesse nicht im Griff.

Das Zug-Äquivalent zu bekannten Flugzeug-Tracking-Apps wie „Flightradar 24“ oder ähnlichen ist der „DB Zugradar“. Er stellt alle DB-Züge und ihre GPS-Position auf einer Deutschlandkarte dar. Das Antippen eines Zugsymbols erlaubt das Abfragen weiterer Informationen – etwa der gegenwärtigen Verspätungslage und der erwarteten Ankunftszeit oder der detaillierten Fahrtstrecke.

Die App ist kostenlos und erweist sich am Reisetag als hilfreich; vor allem im Fernverkehr erlaubt sie das frühzeitige Einschätzen der Verspätungen eines ankommenden Zuges. Allerdings eignet sich der DB Zugradar nicht für das sekunden- oder metergenaue Verfolgen eines Zugs. Es scheint, dass nicht alle Positionsdaten wirklich in Echtzeit von den Zügen kommen, sondern teilweise anhand des generellen Reisefortschritts oder des Passierens von Signalen interpoliert werden.

Dem DB Navigator ähnliche Apps gibt es für nahezu alle Bahnsysteme der Welt, von Japans Shinkansen bis hin zu Melbournes innerstädtischen Trams. Wer sich über die Grenzen von Deutschland hinaus bewegt, für den ist der „Rail Planner Eurail/Interrail“ interessant. Mit der App kann man europaweite Reisen mit Eurail- oder Interrail-Pässen planen. Selbst ohne einen solchen Pass ist die App nützlich für Reisen ins europäische Ausland, da sie einem teilweise das Herunterladen einer Vielzahl einzelner Apps für unterschiedliche Länder erspart.

Ein Geheimtipp für Android ist „Transportr“. Die App steht kostenlos unter der GPLv3 zur Verfügung und unterstützt eine Vielzahl von Transportsystemen in aller Welt. Dazu nutzt sie Daten, die Verkehrsverbünde über Formate wie GTFS (General Transit Feed Specification) oder auf Navitia bereitstellen. Außerdem lassen sich Systeme wie HAFAS, EFA oder TSI über Softwarebibliotheken auslesen und in Transportr integrieren.

Neben den üblichen Möglichkeiten zur Routenplanung bietet die App Karten, Abfahrts- und Ankunftspläne für Haltestellen sowie eine Umkreissuche. Transportr ist im Material-Design-Stil gehalten und aus Sicht des Autors die komfortabelste und ansprechendste ÖPNV-App für Android. Der Quellcode ist auf GitHub gehostet, und man sucht interessierte Entwickler und Datenlieferanten für bislang nicht unterstützte Verkehrssysteme.

Die Eisenbahn als digitales Freizeitvergnügen

Für manche ist die Eisenbahn nicht nur ein Transportmittel, sondern auch ein Hobby. So pflegen manche beispielsweise das sogenannte Trainspotting. Triebwagen- und Zugfans versuchen dabei, ihre Lieblingsmodelle in Bahnhöfen oder auf Strecken abzulichten oder bestimmte Baureihen komplett zu sichten. Besonders interessant kann das im Hinblick auf historische Eisenbahnen sein, die man nicht jeden Tag im eigenen Bahnhof sehen kann.

Trainspotting scheint im Vereinigten Königreich sehr populär zu sein, denn die meisten verfügbaren Apps stammen aus diesem Markt. Für das UK gibt es zwei schön gemachte Apps, die jedoch leider nur im britischen iTunes Store beziehungsweise über ein britisches Google-Play-Konto erhältlich sind.

Ein wahrscheinlich deutlich verbreiteteres Hobby ist die Modelleisenbahn. Auch in diesem Umfeld bleibt die Zeit nicht stehen, und die Digitalisierung hat Einzug gehalten. Software zur Planung einer Anlage scheint im Wesentlichen nur für Windows (mit gelegentlichen Mac-OS-X-Versionen) zu existieren. Für Systeme einzelner Hersteller werden allerdings Steuerungs-Apps angeboten.

Von Märklin gibt es „Mobile Station“ für iOS (6,99 Euro) und für Android (5,99 Euro). Beide Versionen haben ihre letzte Aktualisierung 2013 erhalten – daher sollte man gegebenenfalls vor einer Kaufentscheidung beim Hersteller nachfragen, inwiefern sie noch für die eigene Anlage passen.

Eigene Linienführung

Mit leichter Ironie lässt sich feststellen, dass Märklins „Katalog-App“ für iOS hingegen brandaktuell ist. Selbst wer nicht am Erwerb einer Modellbahnanlage interessiert ist, findet hier viele interessante Informationen zu Triebwagen und Zügen sowie ansprechende Fotografien.

Hersteller anderer Systeme haben ähnliche Apps. Als Beispiele seien hier Fleischmann und Roco mit dem „Z21“-System genannt, allerdings gibt es auch gerade für Android einige herstellerübergreifende Apps wie „RemoteCS2“ und andere.

Vom Spielen mit der Modelleisenbahn ist der Sprung zu Eisenbahnspielen auf dem Mobilgerät nicht weit. Das Feld der Zugführer-Simulationen ist gigantisch, daher beschränkt sich dieser Artikel auf den kostenlosen und gelungenen „DB Zug Simulator“. Er versetzt den Nutzer in die Rolle eines Zugführers, der sich auf neun Strecken mit vier Zugtypen austoben kann. Die App setzt eher auf realistische Prozesse als auf bunte Effekte. So haben die Strecken Topografien sowie realistische Signale, und auch ein Zugsicherungsschalter fehlt nicht. Ziel des Spiels ist es, den Fahrplan mit An- und Abfahrtszeiten möglichst effizient und energiesparend einzuhalten.

Einer der Hits unter den App-Spielen der letzten Monate hat ebenfalls mit Eisenbahnen zu tun. Im für iOS (5,49 Euro) und Android (0,99 Euro) erhältlichen Spiel muss man das U-Bahn-System einer Stadt aufbauen. Die Grafik ist genial einfach und abstrakt und repräsentiert Haltestellen durch geometrische Formen. Verbindet man diese mit einer Geste, erstellt oder modifiziert man damit eine U-Bahn-Linie. Die Formen ändern sich im Laufe einer Partie, und so werden verschiedene Verkehrsflüsse simuliert. Alle Szenarien finden auf stilisierten Karten der jeweiligen Städte statt. Weitere Orte schaltet die App im Lauf der Zeit frei, wenn der Spieler eine bestimmte Mindestpunktzahl erreicht hat.

Für Fans wuseliger und im Retro-Stil gehaltener Simulationen ist „PocketTrains“ einen Blick wert. Die App ist kostenlos, allerdings ein typisches Free-to-play-Spiel. Ziel ist auch hier der Aufbau eines Eisenbahnnetzes. PocketTrains verlangt aber darüber hinaus den Transport von Personen und Gütern, hat verschiedene Zugtypen und einen eingebauten Wirtschaftskreislauf mit Spielwährungen. Wie in dieser Art von Spiel üblich, lässt sich die App umsonst gut spielen, die In-App-Käufe zu Kosten von zwischen einem und elf Euro beschleunigen jedoch den Fortschritt der eigenen Eisenbahn. (ka)