Test Audi e-tron S Sportback: Quattro mit Dreien

Seite 2: Winter-Reichweite 293 km

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Kälte und Wind fordern ihren Tribut. Das gilt für jeden Antrieb, aber Elektroautos stehen unter besonderer Beobachtung. Der Durchschnittsverbrauch des e-tron S betrug laut Bordcomputer 29,4 kWh/100 km. Zugegeben ein Wert aus dem Worst-Case-Szenario, aber ein realer. Bei einer Nettokapazität von 86 kWh (brutto: 96 kWh) in der Batterie errechnet sich daraus eine Reichweite von 293 km. Inklusive Ladeverlusten betrug der Verbrauch 32,2 kWh/100 km.

Bei Richtgeschwindigkeit und Gegenwind waren im Bordcomputer 34,5 kWh/100 km abzulesen, es bleiben also rund 250 km Reichweite. Zum Vergleich: Der im Sommer 2019 getestete gewöhnliche e-tron verbrauchte durchschnittlich 25,4 kWh/100 km und bei 130 km/h 27,8 kWh/100 km. Der größte Teil der Differenz dürfte durch das Wetter begründet sein, denn bei konstanter Geschwindigkeit spielt das Mehrgewicht eine untergeordnete Rolle.

Die AC-Ladeleistung beträgt serienmäßig dreiphasig elf kW, die jederzeit voll abrufbar waren. Ab Sommer ist ein 22-kW-Gerät bestellbar. Es ist eine Empfehlung, aber kein Muss. Als in der Praxis besonders nützlich erwies sich dagegen die zweite AC-Buchse vorne rechts. Der Audi e-tron ist einfach groß. Bei 4,90 Meter Länge und 1,98 Meter Breite ohne Außenspiegel erspart der Beifahrerport das Hantieren mit einem sehr langen Kabel. Das ist übrigens vorne in einer Art Minifrunk untergebracht; eventuelle Verschmutzungen verteilen sich also nicht im edel ausgekleideten Kofferraum.

Beim Gleichstrom hat der e-tron im Sommer durch eine aufwendige und perfekte Kühlung überzeugt. Jetzt, im Winter, waren in Einzelfällen kleine Schwächen feststellbar. So war die Batterie an einem Morgen auch 126 Kilometer nach dem Start – vorwiegend über Autobahnen – noch nicht warm genug für die volle Ladeleistung. Man kann dann auf dem Display der Säule zugucken, wie die Ladeleistung stückweise zunimmt; im konkreten Fall von knapp 100 auf 121 kW nach einer Viertelstunde. Tendenz weiter steigend. Der e-Routenplaner integriert zwar inzwischen die Stopps und die Säulen, aber eine gezielte Vorheizfunktion hat Audi anders als Porsche oder Tesla (noch) nicht.

Audi e-tron S Sportback 3 (6 Bilder)

Bei jedem Auto legt das äußere Rad in der Kurve einen längeren als das innere zurück. Differentiale gleichen das aus, können dann aber nicht die volle Kraft übertragen.

So relativiert sich die Batteriekapazität von 86 kWh, weil der Audi e-tron S viel verbraucht. Ergänzend die Gesamtspanne: Der Minimalverbrauch auf einer Bundesstraßentour betrug 22,1 kWh. Eine Stichprobe bei trockener Straße und 120 bis 210 km/h quittierte der Bordcomputer mit der Meldung von 45 kWh. Es ist offensichtlich, dass klassische Autobahnvielfahrer sich gut überlegen sollten, ob sie die nötige Geduld für dieses Elektroauto haben. Auch die Tatsache, dass der e-Routenplaner für die circa 800 Kilometer lange Strecke von Hamburg nach München fünf Ladestopps vorsah, lässt manchmal den Wunsch nach mehr Kapazität aufkommen.

Zurück zum Kern des e-tron S, dem krassen Quattro-Antrieb: Es ist beeindruckend, wie der Audi auf einer gewundenen Deichstraße um die Ecken fährt. Der begrenzende Faktor bei Nässe sind die Reifen oder präziser das extreme Gewicht von 2,7 Tonnen, das zu früh zum Schieben über die Vorderräder führt. Das S steht in dieser Jahreszeit für Sicherheit, nicht für Sport.

Es bleibt das Bild eines opulenten Cruisers, eines souveränen, dank Torque Vectoring und präziser Lenkung spielerisch fahrbaren Elektroautos mit überragendem Komfort. Luxus und Quattro in der neusten Interpretation. Zugleich zeigt dieser Audi die heutigen Grenzen des batterieelektrischen Fahrens: Er ist einfach ein wenig too much.

Der Hersteller hat den Testwagen kostenfrei zur Verfügung gestellt und überführt. Die Fahrenergiekosten wurden teils vom Hersteller und teils vom Autor getragen