Test Toyota Yaris Cross: Hybrid-SUV mit geringem Realverbrauch

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Der Yaris Cross ist brandneu auf dem Markt, dennoch wirkt vieles ziemlich vertraut. Die Verarbeitung ist routiniert, nichts klappert oder erscheint übertrieben billig. Hochwertige Materialien oder spannende Designansätze gibt es nicht, werden von der Zielgruppe wohl aber auch nicht erwartet. Das Platzangebot ist im Schnitt dieser Klasse und im Rahmen dessen, was 4,18 m Länge und 2,56 m Radstand erwarten lassen. Der Kofferraum ist mit 397 Liter sogar noch etwas größer als im VW Golf (Test) – zumindest in der von uns gefahrenen Version mit Frontantrieb. Mit dem optionalen Allradantrieb, der eine elektrische Sekundärachse hat, sinkt das Volumen auf 320 Liter.

Routiniert wirkt auch die Fahrwerksabstimmung. Der Testwagen war mit einer 215/50 R18-Winterbereifung von Continental ausgestattet – allzu viel Flankenhöhe gibt es also nicht, die beim Dämpfen helfen würde. Trotzdem ist der Restkomfort passabel. Das kleine SUV mit Schmackes um die Ecken zu treiben, bringt keinen erhöhten Lustgewinn, passt so gesehen also zum zurückhaltenden Antrieb. Auch die zwar nicht indirekte, aber etwas gefühlsarme Lenkung reiht sich in diese Auslegung ein.

An ein paar Kleinigkeiten könnte Toyota noch arbeiten: Warum ist eine Verkehrsschild-Erkennung eingebaut, die ihrer Aufgabe nur rudimentär nachkommt? Assistenten mit solch einer Fehlsichtigkeit sollten es nicht durch eine Endabnahme schaffen. Das optionale Glasdach lässt sich nicht öffnen, was ich ausgesprochen schade finde. Die Lenkradheizung erwärmt das Steuer ziemlich ungleichmäßig. Für Menschen mit langen Beinen sollten sich die Sitze weiter nach hinten rücken lassen. Und der Schalterblock vor dem linken Knie ist funktional betrachtet erstaunlich gedankenlos eingepflanzt. Erstaunlich deshalb, weil der Yaris Cross ansonsten ziemlich durchdacht ist, sieht man einmal davon ab, dass die Klimaautomatik widersprüchlich illuminiert wird: Links bedeutet "LED an" auch "Funktion an" – rechts ist es umgedreht.

Toyota Yaris Cross (17 Bilder)

Der Innenraum setzt nirgendwo Akzente, ist aber weitgehend intuitiv zu bedienen.

Andererseits gibt es eine Reihe von Dingen, die sich die Entwickler schlau überlegt haben. Der zweiteilige Ladeboden gehört fraglos dazu. Geärgert habe ich mich bei Toyota lange Jahre über die schlecht zugänglichen Isofix-Haken zur Befestigung von Kindersitzen. Im Yaris Cross sind die geradezu vorbildlich einfach zu erreichen. Auch an eine Taste, mit der sich gleichzeitig die Heckklappe schließen und das ganze Auto verriegeln lässt, hat Toyota gedacht – Audi hat sich das im mehr als doppelt so teuren Q4 e-tron (Test) gespart.

Die kabellose Ladestation für das Smartphone lässt sich ganz einfach abschalten, was beispielsweise Menschen freut, die ihre Handy-Batterie nur auf 80 Prozent laden, um den Akku zu schonen. Sehr bequem auch die Lösung, für Updates das Auto einfach ins Wlan einbinden zu können. Das habe ich im Citroën C5 Aircross (Test) wesentlich umständlicher erlebt. Und schließlich: Toyota erspart dem Nutzer zögerlich reagierende Touchflächen zur Bedienung von zentralen Funktionen. Das mag weniger modisch aussehen, funktioniert aber stets wie erwartet.

Der Chipmangel hat weitreichende Folgen für die Autoindustrie, und eine davon – so ist zu vermuten – ist im Yaris Cross zu besichtigen. Das serienmäßige Infotainmentsystem im Testwagen wirkt wie aus der Zeit gefallen: Grafik, Auflösung des Displays, Rechentempo, Sprachsteuerung, Klang der Freisprecheinrichtung und Funktionsumfang insgesamt sind im Vergleich zu dem, was die Konkurrenz – für zum Teil abenteuerliche Aufpreise – offeriert, nicht von gestern, sondern von vorgestern.

Die Ansprüche an die Unterhaltungselektronik müssen schon ziemlich niedrig sein, um damit glücklich zu werden. Das Beste an diesem System ist, dass es sich intuitiv bedienen lässt. Anders als im Toyota Corolla Hybrid, den wir 2019 in der Redaktion hatten, kann der Fahrer inzwischen in jedem Toyota Android Auto und Apple CarPlay einbinden.

Natürlich ist Toyota die Misere vollumfänglich bewusst. Es gibt im Yaris Cross ein modernes System mit Routenberechnung in der Cloud und kabelloser Smartphone-Integration. Doch es ist derzeit nicht für alle Ausstattungslinien zu haben, was eigentlich nur mit dem Mangel an Chips zu erklären ist. Andernfalls hätte Toyota die veraltete Unterhaltungselektronik in dieser Form vermutlich schon entsorgt. Wer in dieser Hinsicht Ansprüche oberhalb eines absoluten Minimums hat, muss eine der entsprechend besser ausgestatteten Versionen wählen.

Sieben Ausstattungslinien bietet Toyota für den Yaris Cross derzeit an, wobei nicht alle frei mit Front- und Allradantrieb zu kombinieren sind. Das Basismodell für 22.690 Euro erscheint fair kalkuliert, doch einzelne Extras gibt es nicht. Wer mehr Ausstattung haben will, muss zu den teuren Linien greifen. Im Falle des Testwagens waren das dann schon knapp 32.000 Euro. Dafür fehlte es dann an fast nichts mehr, was im Yaris Cross möglich ist.

Bitter für Toyota ist, dass die überreichlichen Subventionen, die der deutsche Gesetzgeber über Plug-in-Hybriden ausschüttet, an diesem vergleichsweise sparsamen Auto vorbeirauschen. Der Yaris Cross Hybrid unterbietet bei gesamtheitlich betrachtetem Verbrauch im Alltag vermutlich fast jeden Plug-in-Hybriden – und geht bei den staatlichen Zuwendungen leer aus. Es mag im Vergleich zu batterieelektrischen Konkurrenten wie Hyundai Kona Elektro (Test) oder Opel Mokka-e (Test) noch irgendwie zu verargumentieren sein. Warum aber Plug-in-Hybride gefördert werden, der sparsame Toyota-Ansatz aber nichts bekommt, ist nur mit erfolgreicher Lobbyarbeit zu erklären. Doch mit weiter steigendem Spritpreis wird der Toyota-Ansatz vielleicht für noch mehr Autofahrer interessant – sofern sie nicht schon in Richtung Elektroauto entschwunden sind.

Der Yaris Cross punktet mit der für Toyota typisch guten Verarbeitung, weitgehend einfacher Bedienung und vor allem einem vergleichsweise sparsamen Antrieb. Er unterbietet in dieser Hinsicht praktisch alle direkten Konkurrenten. Der Fahrer muss bereit sein, sich auf den Antriebsstrang einzulassen, denn der Fahreindruck ist eben anders als bei anderen Autos.

Allerdings sollte Toyota bei der Dämmung nachbessern, gerade auf der Autobahn ist der Yaris Cross zu laut. Das vollkommen veraltete Infotainmentsystem schicken die Japaner vermutlich mit dem Ende des Chipmangels in Rente. Vielleicht finden sich bei einer Überarbeitung noch ein paar längere Sitzschienen. Menschen mit sehr langen Beinen hocken mehr in dem kleinen SUV als das sie drin sitzen.

Der Hersteller hat die Kosten für die Überführung übernommen, der Autor jene für Sprit.