iX 1/2016
S. 146
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App-Infos
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Flipperautomaten zum Mitnehmen

Pinball Wizards

Die historischen Vorläufer von Flipperautomaten reichen bis ins 18. Jahrhundert zurück. Was wir heute üblicherweise mit dem Begriff „Flipper“ bezeichnen, entstand aus sogenannten Pinball-Spielen.

Bei den historischen Pinball-Spielen handelte es sich um mit Nägeln beschlagene Bretter, in die von der Seite Kugeln eingeschossen wurden, die sich einen Weg durch die Hindernisse bis zum Auffangbehälter am unteren Rand des Brettes bahnen sollten.

Moderne Flipper haben natürlich deutlich mehr zu bieten. Thematisch findet man viele verschiedene Motive: von der Rehjagd bis hin zu Lizenz-Flippern zu verschiedenen TV-Sendungen oder Comicserien wie Spiderman. Auch unterscheidet sich der Aufbau eines modernen Flippers von den frühen Pinball-Spielen. So haben Flipper seit den 1940er-Jahren die dem Gerät seinen Namen gebenden Flipperhebel, es gibt Plunger und Bumper, die die Kugel wild hin und her schießen, und das Spielfeld ist voll mit Zielscheiben sowie anderen Aufbauten wie Rampen oder Toren.

Besser Flippern auf Tablets

Als Hochzeit der Flipper lassen sich wohl die 70er- und 80er-Jahre des letzten Jahrhunderts bezeichnen. Mit dem Aufkommen von Heimcomputern und Konsolenspielen sind Flipperautomaten heutzutage selbst in vielen Kneipen eine Seltenheit und zum Sammlerobjekt für Retro-Fans geworden. In dieser Ausgabe der App-Infos geht es daher um virtuelle Flipperautomaten. Die meisten der von uns ausprobierten Flipper-Apps sollten problemlos sowohl auf Mobiltelefonen als auch auf Tablets funktionieren. Es sei jedoch angemerkt, dass sich der größte Spielspaß in der Regel auf Tablets einstellt – die Bildschirmgröße ist dem Detailreichtum vieler Flippertische angemessener.

Für Fans klassischer Flipperautomaten ist die erste Anlaufstelle Pinball Arcade. Die Entwickler der Multiplattform-App haben es sich zum Ziel gesetzt, möglichst viele Flipper der Traditionshersteller Williams, Bally, Stern und Gottlieb elektronisch zu lizenzieren und zu veröffentlichen. Pinball Arcade folgt dem mittlerweile üblichen Konzept einer kostenlosen oder sehr günstigen App zum Einstieg und der Bereitstellung weiterer Inhalte über In-App-Käufe, in diesem Fall Flipper. Auf iOS stehen sowohl Pinball Arcade Free als auch Pinball Arcade zum Preis von 0,99 Euro bereit. In der kostenpflichtigen Version ist bereits ein Flipper freigeschaltet. Die Android-Version ist kostenlos und enthält ebenfalls einen vollständig freigeschalteten Flipper.

Beim ersten Öffnen kann man sich entweder mit seinem Pinball-Arcade-Konto einloggen oder als Gast flippern. Ersteres hat den Vorteil, dass Highscores für Tische auf pinballarcade.com plattformübergreifend verwaltet werden. Jeder verfügbare Flipper wird zu Beginn mit einem kurzen Text eingeführt, danach geht es los mit dem Spielvergnügen. Die Flippertische sind sehr liebevoll und extrem detailliert gestaltet und erlauben, soweit das auf einem Telefon oder Tablet möglich ist, ein sehr realistisches Flippervergnügen.

Pinball Arcade bietet verschiedene Kameraperspektiven sowie eine Vielzahl von Optionen, etwa, den Tisch im sogenannten „Operator Mode“ zu betreiben. Extra-Schmankerl für Flipperfans sind Spieltipps zu jedem Tisch, das Bereitstellen der Original-Werbeflyer und vieles mehr. Weitere Tische lassen sich zum Preis von je 4,99 Euro kaufen und sind auch in sogenannten Season-Packs von jeweils zehn Tischen mit einem Rabatt von 30 bis 40 % erhältlich. Neben den hier erwähnten Android- und iOS-Versionen gibt es Pinball Arcade auch via Stream für PC und Mac OS X sowie PlayStation und Xbox.

Wem nicht so viel an klassischen Flippertischen liegt, der ist vielleicht eher an Zen Pinball interessiert. Die App ist für Android und iOS kostenlos erhältlich und beinhaltet bereits einen vollständigen Flippertisch mit dem Namen „Sorcerer’s Lair“. Dieser ist im Fantasy-Stil gestaltet und lässt sich problemlos spielen. Die Bedienung ist wie bei Pinball Arcade intuitiv (Tappen auf der rechten beziehungsweise linken Seite des Bildschirms bewegt den jeweiligen Flipperhebel) und man kann sofort loslegen.

Tische für Fangemeinden

Pinball Arcade und Zen Pinball sind sich sehr ähnlich. Die Besonderheit an Zen Pinball ist die Vielzahl der unter Lizenzen von Drittanbietern erhältlichen Tische. So findet man in der Tischbibliothek Kategorien wie Marvel, Star Wars, South Park, Portal oder The Walking Dead, die jeweils 10 bis 20 Tische enthalten. Die Marvel-Kategorie bietet beispielsweise einen Tisch pro Superheld oder Heldenteam, zugeschnitten auf die Fans der Comics. Der Preis der Tische variiert nach Kategorie. Ein Marvel-Tisch kostet zum Beispiel 1,99 Euro, der Hersteller eines in Eigenarbeit bereitgestellten Flippers verlangt nur 0,99 Euro. Generell sind die Erweiterungstische von Zen Pinball deutlich günstiger als die von Pinball Arcade.

Ein Flipper-ähnliches Spiel ist das kostenlos für iOS und Android erhältliche Pinball Sniper. Es nutzt die Grundprinzipien eines Flippertisches: Hebel, Ball und ein Loch am unteren Ende, durch das der Ball fallen kann. Aber viel mehr ist in dem im Comicstil gehaltenen Spiel auch nicht vorhanden. Ziel des Spiels ist es, mit dem Ball Juwelen zu treffen, die an zufälligen Stellen auf dem Tisch erscheinen. Dies muss allerdings ziemlich schnell gelingen, da an jedem Juwel ein Timer befestigt ist. Ist dieser abgelaufen, hat man den Ball und damit auch das Spiel verloren. Trifft man das Juwel innerhalb der vorgegebenen Zeit, bekommt man einen Punkt und das nächste Juwel erscheint.

Mit steigender Spieldauer werden dem Tisch Bumper hinzugefügt, die das Spiel dann entsprechend erschweren. Getroffene Juwelen werden über alle Spiele hinweg addiert, und man kann sie in 50er-Schritten gegen kleine Monster eintauschen, die am oberen Ende des Flippertisches sitzen und beim Spielen zuschauen. Gefällt das Spiel, so kann man gegen eine Zahlung von 0,99 Euro die Werbung entfernen lassen.

Einfach, aber unterhaltsam

Fußballbegeisterte sollten sich das kostenlose Kickboard anschauen. Im Prinzip handelt es sich dabei auch wieder um eine sehr einfach gehaltene Abwandlung eines Flippers. Die Spielidee: Mit Hebeln schießen zwei Parteien auf einem Fußballfeld einen Ball hin und her. Die Partei mit den meisten Toren gewinnt.

Ein nettes Spielchen für zwischendurch, das allerdings auf iOS einen etwas lieblosen Eindruck macht. So funktionierte auf dieser Plattform mit iOS 9 die Eingabe der Teamnamen nicht richtig, auch der Zähler für den Punktestand zeigt nichts an. Die Android-Version hingegen zeigte sich fehlerfrei. Die App bietet über einen In-App-Kauf für 1,99 Euro die Möglichkeit, Flaggen freizuschalten. Ob jemand für diesen Zweck Geld in die Hand nehmen will, sei einmal dahingestellt.

Eine Pinball-Erfahrung der anderen Art bietet Paper Pinball auf Android und iOS zum Preis von 0,99 Euro. Die App gibt es in kostenfreien Lite-Versionen (mit Werbung) und als HD-Variante für 1,99 Euro, dann optimiert für Tablets. Das Besondere: Der Flipper ist in einem gekritzelten Zeichenstil gehalten, und das Spielfeld ist nach oben unbegrenzt – neue Elemente für den Tisch werden zur Laufzeit generiert.

Doch die erreichte Höhe gibt weder Ball noch Spieler irgendeine Sicherheit, denn die Hebel bleiben am unteren Bildschirmrand fixiert – fällt der Ball in eines der Ausgangslöcher, ist das Spiel vorbei. Der Autor hat die HD-Versionen auf einem iPad mini und einem Nexus 5 gespielt und musste feststellen, dass Paper Pinball trotz seiner Einfachheit eine überraschend hohe Langzeitmotivation bietet.

Zum Abschluss noch eine Flipper-App auf einer für iX eher ungewöhnlichen Plattform. Pinball Pulse: The Ancients Beckon ist eines der gelungensten Flipperspiele für Nintendos DS(i), 2DS und 3DS. Das Spiel stammt aus dem Jahr 2009 und ist nach einiger Zeit der Abwesenheit nun auf entsprechenden Nintendo-Geräten im eShop für circa 6 Euro als Download erhältlich. Das Thema des Tisches sind griechische Götter und die Umsetzung ist stimmig. Der Vorteil eines Flippers auf einem Handheld-Gerät wie der 3DS ist offensichtlich die Verfügbarkeit von Tasten und Kontrollschaltern. Auf der anderen Seite dürfte der zweigeteilte Bildschirm auf diesen Geräten recht ungewohnt für Spieler mit Smartphone- und Tablet-Hintergrund sein. (js)