Mainframe-Versteher: Vokabular der Großrechnerwelt

IT-Dialektik

Oliver Müller

Wer schon einmal mit Kollegen aus dem Mainframe-Bereich und dem Unix-/Linux-/Windows-Umfeld zusammensaß, hat es vermutlich gemerkt: Die Kommunikation dreht hier bisweilen seltsame Schleifen. Vertraute Begriffe versteht die andere Seite nicht oder interpretiert sie völlig anders. Missverständnisse sind vorprogrammiert.

Die IT-Welt spaltet sich im Wesentlichen in zwei Lager. Vertraut sein dürfte den meisten die Welt von Unix, Linux und Windows. Daneben existiert das Reich der IBM-Großrechner mitsamt daran angelehnten oder ähnlichen Systemen wie IBM z/VSE oder IBM System i (siehe Kasten „Heutiger Einsatz von Mainframes“).

Heutiger Einsatz von Mainframes

Schon Ende der 1980er-Jahre galten Großrechner als aussterbende Art. Seither finden sich immer wieder neue Studien, die das baldige Ende der IT-Dinosaurier prophezeien. Der apokalyptische Meteoriteneinschlag lässt jedoch weiterhin auf sich warten.

Mainframes sind heute in vielen Banken und Versicherungen, bei Kreditkartengesellschaften, bei Fluggesellschaften sowie in der Industrie nach wie vor im Einsatz. Im Gegensatz zu den auf starke Rechenleistung ausgelegten Supercomputern fühlt sich der Mainframe für hohe I/O-Raten zuständig. Sein gesamtes System von der Hardware bis zur Software ist dahingehend optimiert. Es verrichtet daher in den genannten Branchen traditionell als Transaktionsbolide seine Arbeit.

Es gab und gibt zahlreiche Bestrebungen, die Großrechner abzulösen. Einige Unterfangen waren von Erfolg gekrönt, viele – gerade bei großen Installationen – scheiterten jedoch an ihrer Komplexität. Allen Unkenrufen zum Trotz dürften Mainframes noch länger eine feste Größe in der IT-Welt bleiben.

Neben klassischen Mainframe-Betriebssystemen wie z/OS und z/VSE forciert IBM derzeit mit der Initiative LinuxONE Linux auf dem Großrechner. Seit der Jahrtausendwende läuft das freie Betriebssystem auf IBM-Mainframes. Derzeit sind die Enterprise-Distributionen Red Hat Enterprise Linux (RHEL) und SUSE Linux Enterprise Server (SLES) sowie GNU/Debian und Ubuntu auf den z Systems verfügbar. Zusammengefasst spricht man hier gern von z/Linux. Einige Behörden und Großunternehmen nutzen diese Distributionen. Der Markt ist allerdings klein, was IBM durch LinuxONE ändern möchte. Man stellt nun sogar Mainframes her, auf denen nur z/Linux läuft.

Obwohl sich Unix/Linux und Windows ganz unterschiedlich präsentieren, ist hier eine Disk eine Disk und RAM bedeutet RAM. Selbst bei einigen Legacy-Systemen, etwa OpenVMS, findet man sich begrifflich weitestgehend zurecht.