Low-Cost-Blitzen: Licht und Leute

Ohne Licht ist die megapixeligste Digitalkamera nutzlos: Die Qualität eines Bildes steht und fällt mit der jeweiligen Lichtsituation, und vor allem bei der Personenfotografie bestimmt die Ausleuchtung entscheidend die Wirkung auf den Betrachter.

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Lesezeit: 12 Min.
Von
  • Patricia Chadde
Inhaltsverzeichnis

In vordigitaler Zeit war die perfekte Ausleuchtung eines Motivs eine Wissenschaft für sich, und nur ein enormer Erfahrungsschatz half dem Lichtbildner, mehr als nur Zufallstreffer zu produzieren. Stellt man sich den Analogfotografen als Maitre de Cuisine vor, der seine Speisen das erste Mal auf dem Teller des Gastes probieren darf, wird deutlich, wie einfach das Kochen mit der Digitaltechnik geworden ist: Die sofortige Bildkontrolle erlaubt sozusagen ein stetes Nachwürzen und Abschmecken, bis das Bild der Idee und Vorstellung entspricht. Das werden vor allem Foto-Anfänger zu schätzen wissen, die früher Unmengen an Filmmaterial und Zeit vergeudeten, bis sie zu konsistent brauchbaren Ergebnissen gelangten.

Wer nach fototauglichen Lichtquellen sucht, muss die unterschiedliche Verarbeitung des Lichtes in unserem Sehsystem und in einer Kamera berücksichtigen. Die Ansichten zu den Erfolgen der Evolution bei manchen Individuen mögen divergieren, dennoch kann das Gehirn die vom Auge aufgenommenen Informationen viel flexibler verarbeiten als jeder technische Apparat. So erscheinen uns die Seiten eines Buches auch im Schein der funzeligen Nachttischlampe noch weiß, ohne dass wir eine Kunstlichtbrille benötigen würden. Der "automatische Weißabgleich" des Auges funktioniert erstaunlich gut – schon weil wir wissen, dass Papier im Allgemeinen weiß ist. Die Kamera arbeitet dagegen völlig objektiv und unbeeinflusst von empirischen Größen.

Auch wenn der bei einer Digitalkamera fast durchgängig zu findende manuelle Weißabgleich sich auf unterschiedlichste Lichtquellen kalibrieren lässt, sollte man einige Gedanken an die Lichtqualität und vor allem die vorhandene Lichtmenge verschwenden. Im Unterschied zum Filmmaterial, das erst bei Langzeitbelichtungen im Minuten- und Stundenbereich zu Nichtlinearitäten neigt, fängt sich der digitale Bildaufnehmer schon nach wenigen Zehntelsekunden ein immer stärker ausgeprägtes Rauschen ein, und das zu allem Überfluss umso eher, je höher die ISO-Empfindlichkeit gewählt wurde. Es nützt also nur begrenzt, bei wenig Licht eine höhere Empfindlichkeitsstufe einzustellen – die bewährt sich vor allem bei kurzen Verschlusszeiten, also bei der Sport- und Actionfotografie.

Langer Rede kurzer Sinn: Viel Licht ist gut, mehr Licht ist besser. Zu viel Licht mag der CCD-Sensor aber auch nicht: Schnell ist die Oberkante der Ladungsmenge in den lichtempfindlichen Zellen erreicht, und überbelichtete Bildteile verlieren Zeichnung und Struktur. Dies sieht sehr hässlich aus und kann auch nicht mehr nachträglich in der Bildverarbeitung korrigiert werden. Im Zweifelsfall also lieber einen halben Blendenwert zu knapp belichten, dies lässt sich relativ verlustarm ausbügeln.