Low-Cost-Blitzen: Licht und Leute

Seite 2: Gestalten mit Unschärfe

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Ein Motiv vom vor dem Objektiv schwankenden Grashalm bis zur weit entfernten schneebedeckten Gebirgskuppe superscharf abzubilden, ist schon lange keine Kunst mehr. Deshalb kann man sich die Freiheit des Unscharfen wieder locker erlauben, ohne sofort als Dilettant mit Maulwurfsoptik geoutet zu werden. Am Interessantesten ist natürlich der Kontrast zwischen scharfen und verschwommenen Anteilen in der Bildkomposition, weil dadurch auf der platten Fläche des Fotos eine optische Staffelung des Bildraumes erzielt wird. Das Arbeiten mit einer offenen Blende lässt eine niedrig eingestellte ISO-Empfindlichkeit zu und hat zugleich wirkungsvolle ästhetische Aspekte.

Bei der klassischen Porträtfotografie sollte in jedem Fall das Auge als "Tor zur Seele" scharf abgebildet werden. Und wenn Ihr flottes Modell gerade vor einer optischen Hintergrundkatastrophe posiert, ist die Reduktion der Schärfentiefe die gnädigste Idee, um trotzdem ein schönes Foto zu erstellen. Unschärfe wirkt auch emotionaler, weshalb sie in der People- und Modefotografie ein beliebtes Stilmittel ist. Und wer legt schon Wert auf seine technisch perfekt abgebildeten Falten, Poren und Pickelchen?

Beachten Sie aber, dass der Schärfentiefebereich bei einer Consumer-Digitalkamera durch den kleineren Sensor bei gleicher Blendenzahl größer ist als bei Kleinbildformaten. Wenn ein Kleinbildobjektiv schon auf f/2,8 einen unscharfen porträttauglichen Hintergrund liefert, kommt die gleiche Bildwirkung bei einem 2/3"-CCD erst mit f/1,8 zustande – aber eine solch große Blendenöffnung bieten nur wenige hochwertige Geräte.