Betriebssystem IBM i 7.3 ein Jahr früher als erwartet
Schnellvorlauf
Berthold Wesseler
Das Midrange-Server-Betriebssystem IBM i ist früher als erwartet auf den Markt gekommen. Dank der neuen Funktionen für Sicherheit und Datenbankanalysen kann sich der Release-Wechsel für Nutzer durchaus lohnen.
Mit „Security Authority Collection“ sichert IBM sein Midrange-Server-Betriebssystem i in der aktuellen Version 7.3 stärker gegen unbefugte Zugriffe ab.
Die hauseigene Datenbank DB2 for i bietet neue Methoden zur Datenanalyse wie ein Speichern der Zugriffshistorie.
Entwicklern für i stehen mit Open-Source-Produkten wie Git, Orion, Python, Node.js und Ruby eine Reihe aktueller und freier Werkzeuge zur Verfügung.
COBOL und RPG werden fortlaufend weiterentwickelt und erlauben in der aktuellen Version eine nahtlose Einbindung in Webservices.
B ei der Weiterentwicklung des Midrange-Betriebssystems IBM i gibt IBM Gas. Seit dem 15. April ist die neue Release IBM i 7.3 für das IBM Power System i erhältlich. Das überrascht viele Kunden. Bisher hat IBM die Versionswechsel beim Betriebssystem parallel zum Erscheinen der neuen Generation des Power-Prozessors getaktet. Power9 kommt jedoch erst im nächsten Jahr. Der Fokus der Neuerungen bei IBM i 7.3 liegt auf den Datenbank- und Sicherheitsfunktionen für analytische und mobile Anwendungsszenarien.
IBMs All-inclusive-Betriebssystem „i“
Bei der Markteinführung 1988 hieß das Betriebssystem noch OS/400, später i5/OS. Jetzt spricht der Hersteller IBM nur noch von „i“ – seinem Betriebssystem für Integration. Es gilt als das bestgehütete Geheimnis bei Big Blue: keine Werbung, bei Insidern wegen Zuverlässigkeit und „Ease of Use“ beliebt. Etwa 150 000 Unternehmen weltweit – schätzungsweise zehn Prozent im deutschsprachigen Raum – betreiben ihre IT-Systeme damit.
Integration lag dem Konzept des Betriebssystems von Anfang an zugrunde: systematische Zusammenführung sämtlicher Systemfunktionen, die für den Anwendungsbetrieb nötig sind. Folglich ist nicht nur die Datenbank (IBM-typisch DB2 genannt) integraler Bestandteil des Betriebssystems, sondern auch andere grundlegende Funktionen wie Kommunikation oder Sicherheitsmanagement. Dazu kommen Konzepte wie Subsysteme und „Single Level Storage“, die in der Windows-, Linux- oder Unix-Welt praktisch keine Rolle spielen.
Es entsteht ein homogenes, ausgetestetes Komplettsystem: Auf den ersten Blick teuer; der Preis relativiert sich aber, weil man sonst Funktionen wie die Datenbank nachkaufen müsste. Welchen Charme diese Produktidee durch ihre vereinfachende Wirkung auf den Systembetrieb hat, zeigt ihr aktuelles Revival in Form der „Hyperconverged Systems“; die allerdings stehen auf Betriebssystemseite noch ganz am Anfang. IBM i ist zwar eine zuverlässige und kostengünstige Serverplattform, gilt aber als veraltet – ebenso die Anwendungen darauf. IBM tut wenig, Vorteile und Alleinstellungsmerkmale herauszuarbeiten.
Die große Stabilität der Systemarchitektur sorgt dafür, dass heute noch Programme aus den 80er-Jahren auf einer Hardware laufen können, die IBMs Supercomputer Watson antreibt. Denn IBM i arbeitet nicht direkt mit der Hardware zusammen, sondern läuft als virtuelle Maschine auf dem „Technology Independent Machine Interface“. TIMI hat die Umstellung von IBMs System/38 auf die AS/400 oder den Wechsel von 48-Bit-CISC-Prozessoren auf 64-Bit-RISC-Prozessoren ebenso abgefedert wie die Zusammenführung der damaligen iSeries mit der Unix-Rechnerfamilie pSeries zum Power System im Jahr 2007.
Im Vergleich zur Windows- oder Unix-Welt genießen Nutzer damit hohen Investitionsschutz. Ein Beispiel: Schon seit S/38-Zeiten sind beim TIMI 128 Bit für Speicheradressierung vorgesehen. Ein Wechsel der Prozessorarchitektur auf 128-Bit-CPUs wäre dank TIMI und wegen des objektbasierten Konzeptes also jederzeit problemlos möglich.
Hohe Stabilität verführt aber auch dazu, nach dem Motto „Never touch a running System“ bewährte Anwendungen nicht zu modernisieren. In der Folge bedienen Anwender ihre Software auf einem modernen Server noch mit einem Green-Screen-Terminal. Das mag zwar sogar ergonomischer und effizienter sein als die gewohnten GUI- und Weboberflächen, wirkt aber altbacken und angestaubt – und ist damit Wasser auf die Mühlen der Kritiker.
Insgesamt seien praktisch alle Komponenten des Betriebssystems und viele zugehörige Softwareprodukte überarbeitet und funktional erweitert worden, heißt es in der Ankündigung der neuen Version. Insbesondere würden neue Speicher- und Netzwerktechniken unterstützt. Zu den wichtigsten Neuerungen zählen: