iX 7/2016
S. 68
Review
Betriebssysteme
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Freies Unix-System OpenBSD 5.9

Kurz vor sechs

Korrekter Code und maximale Sicherheit sind die Prinzipien der OpenBSD-Entwicklung. Version 5.9 bringt darüber hinaus neue Mechanismen, die Programmfehler und schädlichen Code automatisch davon abhalten sollen, Unheil anzurichten.

Einen besonderen Grund nannte OpenBSD-Gründer Theo de Raadt nicht, warum er bei der letzten 5er-Release vom Veröffentlichungsschema abgewichen ist: OpenBSD 5.9 erschien gut vier Wochen früher als erwartet. Es mag einen humoristischen Hintergrund haben, denn das für jede Version übliche Thema ist diesmal die britische BBC-Serie „Dr. Who“, in der es um teils pannenbehaftete Zeitreisen geht. Nüchtern betrachtet könnten sich die Entwickler auf diese Weise einfach mehr Zeit für das voraussichtlich im November erscheinende OpenBSD 6.0 verschafft haben.

Als sehr ursprüngliches Unix-Derivat verfolgt OpenBSD klassische Unix-Philosophien: KISS (keep it small & simple), Portierbarkeit, Konfigurationsdaten in Textdateien, Shell-Skripte statt monströser Frameworks, absolut keine Blobs (Binary Large Objects, proprietärer und unfreier Binärcode in Treibern) und keine NDAs. Der Grundsatz zieht sich durch bis in die Lizenz. Sie bietet maximale Freiheit: In der einfachsten Form („2-clause“) oder der davon abgeleiteten, von neuen OpenBSD-Projekten bevorzugten ISC-Lizenz lautet sie sinngemäß: „Mach, was du willst, aber behaupte nicht, du hättest all dies geschrieben, und verklage uns nicht“ (siehe „Onlinequellen“, [a, b]).