iX 8/2016
S. 54
Titel
Verschlüsselung
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Warum Kryptografie in der Praxis oft versagt

Weg aus dem Elfenbeinturm

Die Kryptografie gilt als Turm in der Schlacht gegen Überwachung und Spionage. Doch selbst die besten Verschlüsselungsverfahren helfen wenig, wenn sie nicht oder falsch eingesetzt werden. Genau das ist jedoch erschreckend oft der Fall.

Die Sicherheit moderner Verschlüsselungsverfahren ist beeindruckend. Wer beispielsweise den Verschlüsselungsalgorithmus AES (Advanced Encryption Standard) mit einer Schlüssellänge von 128 Bit knacken will, muss dafür mit der besten bekannten Methode etwa 10 000 000 000 000 000 Jahre an Entschlüsselungszeit einkalkulieren – um ein Vielfaches mehr, als das Universum alt ist. Theoretisch könnte man zwar einen massiv-parallelen Rechner bauen, der diese Aufgabe an einem Tag bewältigt, doch es gibt für ein solches Gerät nicht genug Silizium-Atome im Universum.

Solche Überlegungen zeigen: Wenn es um moderne Verschlüsselung geht, müssen selbst Geheimdienste wie die NSA die Waffen strecken, von Cyberkriminellen und Hobby-Hackern ganz zu schweigen. Kann man das Thema Verschlüsselung damit zu den Akten legen und sich anderen Dingen widmen? Leider nicht. Schließlich muss das enorme Sicherheitsniveau der modernen Kryptografie erst einmal auf die Straße gebracht werden. Und genau das funktioniert oft nicht.