iX 8/2017
S. 104
Report
Displays
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Neue Anwendungen von Monitoren im öffentlichen Raum

Allgegenwärtig

Displays im öffentlichen Raum finden sich heute vor allem an Automaten und als moderne Werbetafel. Doch Forscher und Entwickler sehen für die Zukunft noch ganz andere Anwendungen vor. Ein Überblick.

Monitore stehen nicht mehr nur an Arbeitsplätzen und in privaten Räumen, sondern durchdringen immer weiter den öffentlichen und halböffentlichen Raum. Sie werden in naher Zukunft allgegenwärtig sein und damit eine neue Art von Kommunikationsmedium darstellen. Aus diesem Grund trafen sich im Juni Forscher auf dem 6. International Symposium on Pervasive Displays in Lugano und präsentierten ihre Ergebnisse zu dem Thema. Sie hatten untersucht, wie Menschen mit diesem neuen Medium und den damit zusammenhängenden zukünftigen Entwicklungen umgehen werden und wie man diese bestmöglich nutzen kann.

Mit Systemarchitekturen und Erfahrungsberichten befassten sich die Studien ebenso wie mit User-Interface-Design und Interaktionsmöglichkeiten oder neuen Techniken und Konzepten, etwa Medienfassaden. Die Wissenschaftler stellten Displaytechniken vor, die vielleicht erst in einigen Jahren nutzbar sind, aber ganz neue Wege gehen, und erforschten Interaktionsmöglichkeiten auf Grundlage technischer Einrichtungen, die vielleicht erst mittelfristig in großer Zahl verfügbar sind.

Zu Letzteren gehören Interaktionen, die mit Blicksteuerung oder Eyetracking arbeiten. Die Erfassung und Analyse der Blickrichtung eines Anwenders ist im Prinzip eine elegante Art der Interaktion, weil sie zum einen ohne physischen Kontakt zum Display auskommt, auf der anderen Seite aber auch keine externen Komponenten wie Smartphones benötigt und relativ diskret vonstattengeht.

So befasst sich Mohamed Khamis mit der Möglichkeit, in halböffentlichen Situationen, etwa bei der Benutzung von Geldautomaten, eine PIN-Eingabe dadurch zusätzlich abzusichern, dass Teile der Passphrase aus Blickgesten bestehen. Heutige Verfahren erlegen solchen Blickgesten noch gewaltige Einschränkungen auf, vor allem, weil die Auflösung der verfügbaren Kameras noch zu gering ist und Störeinflüsse zu groß sind. In naher Zukunft könnte ein solches System aber die missbräuchliche Nutzung passwortgeschützter Einrichtungen deutlich vermindern.

Generell haben berührungslose Interaktionen mit Displays im öffentlichen Raum beispielsweise gegenüber solchen mit Touchdisplays den Vorteil, dass sie hygienisch unbedenklich sind. Zudem erfordern die Geräte weniger Wartung und Reinigung.

Ausreizen und überreizen

Andere Forschungen wie die von Jorgos Coenen von der Uni Leuven oder Vito Gentile von der Uni Palermo befassten sich damit, wie man Passanten ohne Vorkenntnisse vermittelt, dass sie mit dem Display interagieren und welche Gesten sie dafür nutzen können. Darüber hinaus versuchten sie herauszufinden, welche Interaktionen wie lange stattfinden und welchen Einfluss die Zahl der umstehenden Personen hat sowie die Beziehung, in der der Interagierende zu ihnen steht – man denke an den Publikums- beziehungsweise Honigtopfeffekt. Dies alles beeinflusst die Akzeptanz und mithin die Nutzung einer Anwendung deutlich.