Domain .biz gestartet -- mit viel Verwirrung

Das US-Unternehmen NeuLevel hat nun endlich den Startschuss für Live-Registrierung von Adressen in der neuen Domain .biz gegeben.

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Von
  • Monika Ermert

Das US-Unternehmen NeuLevel hat nun endlich den Startschuss für Live-Registrierung von Adressen in der neuen Domain .biz gegeben. "In den ersten Stunden wurden in jeder Sekunde 10 Namen registriert, das macht 36000 Namen in der Stunde. Nach all den langen und komplizierten Vorbereitungen und Markenrechtsphasen startet .biz damit jetzt erst richtig in den Markt," sagte Jennie-Marie Idler von NeuLevel gegenüber heise online.

Insgesamt seien weltweit bereits 300 000 .biz-Adressen registriert, die kommerziellen Anbietern im Netz vorbehalten werden sollen. Auch Einzelpersonen können allerdings zu "Geschäftszwecken" .biz-Adressen bekommen, versicherte Idler. Beobachter vermuten, dass eine strikte Trennung kaum durchzusetzen sein wird. Auf Kritik war zudem die Klausel gestoßen, derzufolge "nichtkommerzielle Ideen" unter .biz nichts zu suchen haben. Verbeten will man sich "zum Beispiel die Registrierung von abcsucks.biz allein zum Zweck, die Produkte oder Services des Unternehmens ABC zu kritisieren."

Problemlos verlief der Marktstart der .biz-TLD keineswegs. Größere technische Schwierigkeiten gab es zwar laut Idler nicht; aber noch hängt das Lotterie-Urteil eines kalifornischen Gerichtes wie ein Damokles-Schwert über dem Unternehmen. Bislang sah die Registrierung vor, dass bei Vorliegen mehrerer Anmeldungen für eine Adresse das Los entscheidet, wogegen US-Unternehmen geklagt hatten. Vorerst musste die Neu-Registry nach einem Gerichtsentscheid alle Adressen auf Eis legen, für die es mehr als eine Vorregistrierung gab. Auch die Adressen, für die vorab so genannte IP-Einträge gekauft wurden, sind noch tabu.

Idler beziffert die Anzahl der eingefrorenen Domains auf rund 50000. Noch ist völlig unklar, wie diese umstrittenen Namen zugeteilt werden sollen. Im für NeuLevel schlimmsten Fall müssen die Adressen komplett neu vergeben werden. NeuLevel und die Registrarunternehmen müssten dann bereits bezahlte Registrierungsgebühren erstatten. Noch hofft man bei NeuLevel, dass dieser Kelch am Unternehmen vorbeigeht. "Wir werden auf jeden Fall weiter kämpfen", sagte Idler.

Bei den Registraren, die die Adressen unters Volk bringen sollen, herrscht derweil noch etwas Verwirrung. "Wir akzeptieren ab heute zwar Registrierungen über unsere Webseite", sagt Martin Roll von Speednames, einem der aggressivsten Vermarkter in Europa. Aber wegen des Rechtsstreits sei man außer Stande zu sagen, wer am Ende welche Domain bekomme. Noch ist das klassische First-Come-First-Serve-Prinzip außer Kraft gesetzt. Eric Schätzlein vom Domaingroßhändler Schlund + Partner sagt, die Registrare seien zudem recht kurzfristig vom Wechsel des Registriermodus und den Ergebnissen aus der Vorregistrierphase in Kenntnis gesetzt worden seien. Vorab hätte man noch eine ganze Reihe "Fragezeichen in den Augen" gehabt, daher sei Schlund jetzt noch nicht so weit mit der Live-Registrierung.

Nicht unproblematisch ist, dass keine der wegen des Gerichtsverfahrens umstrittenen Domains derzeit im .biz-Whois auf NeuLevels Webseite verzeichnet ist und daher so manche klangvolle Domain wie etwa nokia.biz als "möglicherweise noch zu haben" auftaucht. Idler sagt, den Registraren lägen Listen der eingefrorenen Domains vor, auf denen sie prüfen könnten, ob ein Registrierversuch überhaupt Sinn macht. Diese scheinen allerdings auch noch nicht bei allen Registraren angekommen zu sein. "Nicht bekannt" heißt es zu der Liste etwa bei Speednames. (Monika Ermert) / (jk)