.museum reif fürs Web

In der ersten Novemberhälfte wird das erste Haus an seinem Platz in der speziell für Museen konzipierten neuen Top Level Domain .museum stehen.

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Von
  • Monika Ermert

In der ersten Novemberhälfte wird das erste Haus an seinem Platz in der speziell für Museen konzipierten neuen Top Level Domain .museum stehen. Nach fast einem Jahr Verhandlungszeit hat ICANN-Präsident Stuart Lynn den Vertrag mit der Museum Domain Management Association (MuseDoma) unterzeichnet. Bislang haben laut MuseDoma-Chef Cary Karp rund 500 Museen Namensvorschläge eingereicht. Insgesamt gibt es weltweit laut Karp nach unvollständigen Zählungen rund 40.000 verzeichnete Museen.

Die Namen sollen mindestens drei Ebenen haben, also etwa so aussehen: www.metropolitan.art.museum oder www.Berlin.Juedisches.Museum. "Würden wir einfach die Domain arts.museum vergeben, würde sich der erste sehr freuen", sagte Karp gegenüber heise online. Museen und Nutzern wäre damit aber kaum gedient, daher evaluiert man bei Musedoma seit Juni die Vorschläge für die Nomenklatur von Mussen in aller Welt. Noch 14 Tage können Museen Vorschläge einreichen. Kurz darauf sollen die ersten Testregistrierungen ins Web gehen und dann erneut einige Wochen über die Namenskonventionen diskutiert werden. Künftig sollen Museen in der Domain dann auch über Länder und Fachgebietsindices in .museum leichter auffindbar werden.

"Das Interesse an dot.museum in der Museumswelt ist gigantisch," sagt Mechtild Kronenberg, Geschäftsführerin beim Deutschen Museumsbund e.V. Im "wahnsinnig ausufernden" Internet gibt es ihrer Meinung einen erheblichen Bedarf an "offiziellen Adressen".

Selbst wenn alle Museen der Welt nun .museum stürmen, bleibt die erste für eine spezielle Community konzipierte Domain vermutlich ein überschaubares Terrain. Daher ist der Preis für eine Museumsadresse im Web auch nicht ganz billig. Laut Karp wird der Ersteintrag zwischen 100 und 150 US-Dollar kosten, rund die Hälfte der Summe kommt außerdem als jährliche Servicegebühr hinzu. Das sei allerdings vorerst eine sehr grobe Schätzung. Noch wisse man beispielsweise nicht genau, wie mit den Registraren abgerechnet werde, die die Domain für MuseDoma vertreiben sollen. Auch hier rechnet Karp mit wenigen Anbietern, "vorerst vielleicht fünf, später vielleicht zehn".

Auf jeden Fall soll MuseDoma, das bislang vom International Council of Museums (ICOM) und dem Paul Getty Trust finanziert wird, die Betriebskosten der Registry tragen. Zudem verweist Karp auf den deutlich höheren Aufwand bei der Prüfung der Namenseinträge. Wenn man gewährleisten wolle, dass ausschließlich Museen zugelassen sind, müsse man einen aufwendigen Check der Registrierungen vornehmen. Bei den Kriterien lehnt man sich an die Definition der ICOM an. "Man muss nun abwarten, wie viele der nahezu 6.000 deutschen Museen sich für so die Registrierung entscheiden", meint Kronenberg. Die entsprechenden .de-Adressen würden sicher beibehalten.

MuseDoma-Chef Karp rechnet auch damit, dass die Migration langsam vor sich geht. Aber "wir werden alle Arten von Museumsauftritten im Web sehen. Die Ideen darüber, wie solch ein Auftritt zu gestalten ist, gehen weit auseinander." Interessantes erhofft sich Karp auch in einer Subdomain speziell für virtuelle Museen, virtual.museum. Ob .museum den Registry- und später den Shared-Registry-Start ganz ohne Probleme bewältigen wird, muss man abwarten. "Wenn Sie fragen, ob wir aufgeregt sind – ja das sind wir schon."

Probleme mit dem Start hatten bislang sowohl Afilias (.info), das die Liferegistrierung nach dem Start noch einmal einstellen musste, als auch NeuLevel (.biz). NeuLevel hat nach einem erstinstanzlichen Urteil, das sein Vergabeverfahren als "illegale Lotterie" verurteilte, seinen Start noch ein weiteres Mal verschoben. Bis zum 7. November sollen dann alle, auch die technischen Probleme gelöst sein, versprach NeuLevels Führungsspitze. Ob .name seinen Starttermin im Dezember einhalten kann, ist ungewiss, eine Anfrage von heise online bei Global Name Registry blieb bisher unbeantwortet. (Monika Ermert) / (jk)