Software- und Musikbranche kämpfen gemeinsam gegen Raubkopien

Das Problem der Raubkopien betrifft beide Branchen gleichermaßen, meint Kurt Sibold, Chef von Microsoft Deutschland.

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Im Kampf gegen das illegale Kopieren von CDs will die deutsche Softwareindustrie mit der Musikbranche an einem Strang ziehen. Das Problem betreffe beide Branchen gleichermaßen, sagte Microsoft-Deutschland-Chef Kurt Sibold auf einer Podiumsdiskussion am Mittwoch in München. Durch die rasante Verbreitung von CD-Brennern habe sich die Situation massiv verschärft. Neben technischen Verbesserungen beim Kopierschutz wollen die Branchen dafür sorgen, das Unrechtbewusstsein in der Bevölkerung beim illegalen Kopieren zu schärfen.

Beide Branchen wollen künftig stärker zusammenarbeiten, um die Verbreitung illegaler Musik-CDs und illegaler Softwarekopien einzudämmen, heißt es in einer Mitteilung. Microsoft plädiert zum Beispiel für die Einführung einer gesetzlichen Pauschalierung des Schadenersatzes auf eine doppelte Lizenzgebühr nach österreichischem Vorbild. Der Bundesverband der Phonographischen Wirtschaft will noch konsequenter gegen illegale Musikangebote vorgehen und erwartet deswegen eine schnelle Umsetzung der neuen EU-Richtlinie zum Urheberrecht.

Bei allen Gemeinsamkeiten von Musik- und Softwarebranche gebe es auch eine Reihe von Unterschieden, heißt es. Über die rechtlichen Unterschiede im Gebrauch von Urheberrechten für Musik und Software seien sich die Verbraucher zumeist nicht ausreichend im Klaren: Musikkopien für persönliche private Zwecke seien erlaubt, das öffentliche Anbieten allerdings illegal. "Wir setzen darauf, dass in naher Zukunft die Kopien aus illegalen Quellen nach der neuen EU-Richtlinie ausdrücklich verboten sein werden", erläutert Christian Wolff, Geschäftsführer BMG Berlin.

Die deutsche Musikindustrie klagt seit einiger Zeit, Piraten würden für den Niedergang ihrer Umsätze sorgen. Microsoft belässt es nicht bei Worten. Im Mai hieß es zum Beispiel aus Redmond, dass der Kampf gegen Softwarepiraterie langsam Früchte trägt. Anlass war die Meldung, dass im vergangenen Jahr 90.000 illegale Produkte beschlagnahmt worden seien. Die Business Software Allianz (BSA) beziffert den Schaden durch Raubkopien in Deutschland für das Jahr 2001 auf 762 Millionen Euro.

Die Musikindustrie wird wegen ihrer strikten Haltung des öfteren gescholten. In einer Rede vor dem Optical Storage Symposium 2002 hat zum Beispiel der Vorsitzende des US-Industrieverbandes Consumer Electronic Association, Gary Shapiro, der Musikindustrie vorgeworfen, sie betreibe eine "Politik der verbrannten Erde". Mit der jüngsten Gesetzesinitiative für einen erweiterten Kopierschutz habe sich die Situation in einem unerträglichen Ausmaß zugespitzt. Die Marktforscher von Forrester Research haben festgestellt, dass Umsatzeinbrüche nicht auf die Angebote im Internet zurückzuführen seien. (anw)